Turnverein Weil 1884 e.V.

Walter Bertsch in der Festschrift zur Halleneinweihung 1955:

Die Turnhalle: "Grosses Werk gedeiht, nur durch Einigkeit!"

Der Wahlspruch "Grosses Werk gedeiht, nur durch, Einigkeit" steht symbolisch in unauslöschlichen Lettern über dem fast vollendeten Werk. Es war ein harter und weiter Weg. Doch wie war es einst?

Vierzehn beherzte Männer, so lasen wir, versammelten sich im Jahre 1884 auf dem Turnplatz hinter der Kirche. Da-mals schon begann das Ringen um eine feste Turnstätte. Das wechselnde Schicksal des Vereins spiegelt sich auch hier deutlich, wenn wir zurückblickend die Plätze und Lokale nennen, auf und in welchen sich der Turnbetrieb abgewi-ckelt hat.

"Turnplatz hinter der Kirche", "Adler", "Schwanen", "Ochsen", "Traube", "Sonne", "Rathausplatz". Was mögen diese Orte wohl zu erzählen wissen, von echtem Turnertum, von harter Arbeit an sich selbst, bis es der Vereinsführung end-lich gelang, einen eigenen Turnplatz zu erwerben. "Die Kommission solle sich", so schrieben der damalige Vorstand Friedrich Ludin und der Schriftführer Eugen Schöne am 7. Februar 1909, "mit dem verehrlichen Gemeinderat ins Benehmen setzen, ob nicht die Schulscheuer uns überlassen werden könnte, zwecks Ausbau zu einer Turnhalle, welche auch der Volksschule überlassen werden könnte". Da die Gemeinde auf diesen Wunsch nicht einging, trat der Verein am 16. September 1909 erneut an den Gemeinderat und trug die Bitte vor, "dass der Turnverein seine Turnstunden zur Nothülfe in einem Teil des Schulkellers abhalten könnte, wie es z. B. in Haltingen, Binzen und Tumringen der Fall ist. Bis jetzt waren wir genötigt, im Winter unsere Turnstunden in Wirtschaftslokalitäten abzuhalten, was aber dem Verein mehr Schaden als Nutzen bringt".

Die Klagen des Vereins über mangelnde Übungsmöglichkeiten setzten sich noch lange fort, man fand für die Wünsche der Turner oft taube Ohren.

In einem weiteren Brief an den Gemeinderat vom 29. März 1920 hiess es unter anderem. "Die Fussballabteilung des Vereins hatte bisher im sogenannten Baggeriloch ihren Spielplatz, aber bald jeden Monat einen z. Zt. so teuren Ball unbrauchbar gemacht, was der Verein ja unmöglich bestreiten kann, und was, wenn ein mit Gras bewachsener Spiel-platz vorhanden wäre, nicht vorkäme". Jenes Baggeriloch war ein steiniger Platz mit einem Grundwassertümpel. Auf diesem Grundstück steht heute das herrliche Freibad. Ein weiteres Gesuch vom 27. Juni 1920 an die Gemeinde we-gen Überlassung einer Gemeindewiese als Spielplatz wurde mit dem Hinweis abgelehnt, dass dem, mit Rücksicht auf die ausserordentlich schlechte Ernährungs und Futtermittellage, nicht stattgegeben werden könne. Es wurde dem Verein statt dessen ein Teil des abgeholzten Geländes im Nonnenholz, dessen Kultivierung nach Entfernung des Holzes in Angriff genommen werden sollte, zur unentgeltlichen Benützung angeboten.

Der Vereinsführung war nun klar geworden, dass sich die Zukunft des Vereins einzig und allein auf dem am 27. März 1913 erworbenen vereinseigenen Turnplatz dem heutigen Turnplatz an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße aufbauen wird, nachdem alle Bemühungen um einen grösseren zusätzlichen Spielplatz für Sommerspiele und leichtathletische Übungen gescheitert waren. Mit grosser Mühe, zähem Fleiss und geschickten Verhandlungen gelang es im Laufe der Zeit, den Turnplatz bis zu den heutigen Ausmaßen zu vergrössern.

Mit ungeheurer Energie und grossem Idealismus machte man sich nun ans Werk, eine Turnhalle für den Verein zu bauen. Der Beschluss des Vereins fand begeisterte Zustimmung. Ein neuer, grosser Abschnitt turnerischen Wirkens begann. Die Arbeit am Bau schmiedete das Band der Kameradschaft noch enger zusammen. Die Verbundenheit der Bevölkerung mit dem Turnverein wuchs. Wer nur irgend wie konnte, half zum guten Gelingen des Werkes mit. Wäh-rend die Turner mit dem Bau an der Halle beschäftigt waren, brachten ihnen die Weiler Bürger Speise und Trank. Geld und Sachspenden wurden willig dargebracht. Viele Mitglieder der Turnerfamilie leisteten unzählige freiwillige Arbeitsstunden. Allmählich ging die Arbeit der Vollendung entgegen. Die schmucke Turnhalle stand. Der Verein hatte eine eigene Heimat. Der Tag der Hallenweihe rückte heran. Die Feierlichkeiten am 26.-28. August 1922, verbunden mit einem Einzelwetturnen des Markgräfler Turngaues, nahmen einen glänzenden Verlauf. Mühe und Arbeit wurden reichlich belohnt durch das stolze Bewusstsein, eine Turnstätte aus eigener Kraft erschaffen zu haben. Lange Jahre diente diese Übungsstätte dem Verein als turnerische Heimat und Mittelpunkt eifriger Arbeit an Körper und Geist im Sinne unseres Turnvaters Jahn, dessen Bild die Halle zierte.

Inzwischen gingen drei Jahrzehnte schicksalsschwerer Geschichte über uns und über die Halle hinweg. Die schwere Zeit ist auch an diesem Bauwerk nicht spurlos vorbeigegangen. Es schien, als ob die schweren Schicksalsschläge auch ihr Fundament erschüttert haben.

Mit Freude blickten Vorstandschaft und Vereinsmitglieder auf das Wiedererwachen deutschen Turnertums nach dem 2. Weltkrieg, auf das Wachsen der Riegen. Voll Sorge aber auch erkannte man, dass die alte, liebgewonnene Turnhalle dem neuen Vereinsbetrieb nicht mehr gewachsen war. Lange wagte man nicht, an sie, die dem Verein so lange und so treu gedient hat, Hand anzulegen. Fast eine heilige Scheu ergriff uns bei dem Gedanken an eine Änderung. Und doch forderte die Entwicklung und die Vorsorge für die Zukunft, neue, große Entschlüsse. Es galt, die Jugend wieder für das Turnertum zu begeistern. Man musste ihr einen Halt, ein neues Ziel weisen. Von den Schrecken des Krieges gezeichnet, suchte sie einen Weg zum Guten. Der Turnverein 1884 wusste, was er seinen Vorfahren, insbesondere aber der Jugend schuldig ist. Das Erbe Jahns zu retten, zu bewahren und frisch in die Herzen der Jugend zu pflanzen, stand als grosse Aufgabe vor ihm. Kann diese hohe Verpflichtung besser und glücklicher erfüllt werden, als durch die Schaffung einer neuen, lichten, gesunden und zweckmässigen Turnhalle?
Mit dieser Erkenntnis trat die Vereinsführung unter Vorstand Turnbruder Fritz Joos nach sorgfältiger, reiflicher und gewissenhafter Prüfung und in vollem Bewusstsein der kommenden, schweren Verantwortung vor die Mitgliederschaft des Vereins, mit dem Projekt, zur Erstellung einer neuen Turnhalle.

Manche Stunde ernster Überlegung, viele Gespräche im engen Kreis, zahlreiche Kommissionsbesprechungen gingen voraus. Am 14. Januar 1954 unterrichtete der Vorstand die Stadtverwaltung Weil am Rhein erstmals von dem Vorhaben. Es wurde die Unterstützung der Stadt erbeten und als Gegenleistung, die Benützung der neuen Turnhalle für Schulzwecke angeboten.

Die Initiative des Vereins fand bei Bürgermeister Peter Hartmann begeisterten Widerhall. Auch der Stadtrat konnte durch seine Fürsprache für das Projekt gewonnen werden. Diese unschätzbare Rückenstärkung beseitigte die letzten noch vorhandenen Bedenken. Nun gab es kein Zurück mehr.

Die erste grundlegende Besprechung wegen Planfertigung und Bauleitung fand am 14. Februar 1954 statt. Die Turnbrüder Ernst Müller und August Mehlin 1 (Rauer Lang) hatten den Plan in seinen Grundzügen schon im Kopf. Man hatte sich auch Pläne anderer Vereine beschafft, den Deutschen Turnerbund verständigt, und um Vermittlung geeigneter Bauplane gebeten. In dieser Aussprache konnte Architekt Hans Wöhrle für die definitive Planfertigung und Bauleitung gewonnen werden. Seine ehrenamtliche Mitarbeit enthob die Vereinsführung einer grossen finanziellen Sorge. Ihm schon an dieser Stelle zu danken, ist besondere Verpflichtung.

Am 20. Februar 1954 wurde gemeinsam mit der Stadtverwaltung auf dem Rathaus unter dem Vorsitz von Bürgermeister Hartmann die Finanzierungsfrage besprochen. Als Grundlage diente ein Kostenvoranschlag des Architekten Wöhrle. Als erster Bauabschnitt war ein Anbau gegen die Pfädlistrasse geplant, wobei gedacht war, die alte Turnhalle für Übungszwecke weiter zu benützen, um den Turnbetrieb trotz der Bauarbeiten aufrecht zu erhalten. Erst im zweiten Bauabschnitt sollte die Verbreiterung der alten Halle auf neuen Fundamenten, der Durchbruch der Halle zum Anbau und sodann der Fertigausbau erfolgen, einschließlich Nebenanbau für Eingangshalle, Garderobe, Wirtschaftsraum und Wirtschaftskeller. Der erste Bauabschnitt wurde mit DM 78 230. veranschlagt. Der Finanzierungsplan sah 7c Mittel und ein Darlehen der Landeskreditanstalt Karlsruhe (für die Wohnung des Hallenwarts), einen angemessenen Toto Zuschuss, vorhandene Barmittel des Vereins, Eigenarbeit, Zuwendungen und Regiearbeiten vor, sodass die Finanzierung des Bauabschnitts gesichert war.

Die vorbereitenden Arbeiten wurden energisch weitergetrieben. In der Monatsversammlung vom 3. April 1954 wurde eine ausserordentliche Generalversammlung auf 24. April 1954 mit dem einzigen Tagesordnungspunkt "Turnhallenbau" festgelegt. In einer grossen Kommissionssitzung am 22. April 1954 wurden die letzten Vorbereitungen für die ausserordentliche Generalversammlung getroffen. Die Kommission billigte einmütig die Vorbereitungen des Vorstandes. Die eingeladenen Vereinsvorstände des Gesangvereins Altweil 1836 e V., Eugen Fazis, und der Stadtmusik, Max Lais, bekundeten der Kommission die Sympathie und das Wohlwollen ihrer Vereine für das grosse Vorhaben.

Dann kam der entscheidende Tag, der 24. April 1954. Vorstand Fritz Joos eröffnete die ausserordentliche Generalversammlung. Nach einem Rückblick über die Vereinsgeschichte legte er der Versammlung das Projekt "Erstellung einer neuen Turnhalle" vor, erläuterte das Vorhaben bis in alle Einzelheiten und liess die Pläne durch den Planfertiger, Architekt Wöhrle, ausführlich erklären, Bürgermeister Hartmann, der der Versammlung während ihrer ganzen Dauer beiwohnte, beglückwünschte Vereinsführung und Mitgliedschaft zu diesem einzigartigen Vorhaben und sicherte dem Verein die grösstmöglichste Unterstützung, der Stadtverwaltung zu.

Gauvertreter Raviol, Brombach, übermittelte die Grüsse des Markgräfler Turngaues, begrüsste die tatfreudige Initiative der Vereinsführung und versicherte der Versammlung die volle Sympathie des Markgräfler Turngaues für das grosse Werk. Nach Abschluß der Diskussion faßte die Versammlung einmütig und in ergreifender Geschlossenheit folgende Entschließung: "Die ausserordentliche Generalversammlung genehmigt den Turnhallenerweiterungsbau. Sie geht mit den technischen und finanziellen Vorarbeiten des Gesamtvorstandes einig und berechtigt denselben, sobald die Finanzierung des Rohbaues unter Berücksichtigung der Eigenarbeit sichergestellt ist, die Ausführung des unter Herrn Architekt Wöhrle entworfenen Planes. Sie gelobt aber auch der Vorstandschaft zur Verwirklichung des Projektes unei-gennützige und tatkräftige Mithilfe und bittet auch die Stadtverwaltung und die Einwohnerschaft der Stadt Weil am Rhein um weitmöglichste Unterstützung."

Stehend, Hand in Hand, sangen alle Versammelten zur Bekräftigung dieser denkwürdigen Entscheidung das Turnerlied: "Turner auf zum Streite". Alsdann genehmigte die Versammlung zur Organisation des Turnhallenbaus die Bildung und die Zusammensetzung der erforderlichen Ausschüsse. Mit einem Appell zur Kameradschaft und Mitarbeit an der eben beschlossenen, großen Aufgabe schloss der Vorstand Fritz Joos die erhebende Versammlung.

Und nun ging es ans Werk. Ein Rundschreiben des Vorstandes an alle Vereinsmitglieder forderte auf zu gemeinsamer Arbeit. Eine Spendenaktion wurde eingeleitet. Die gebildeten Sonderausschüsse traten in Aktion. Es wurde Antrag auf Gewährung von Toto Zuschüssen gestellt. Ein erster Zuschuss von DM 9000.- , ein zweiter von DM 6000. und ein dritter zur Gerätebeschaffung in Höhe von DM 2500. wurden bewilligt. Ein neuer Antrag wurde gestellt. Man trug Baumaterial zusammen. Emsiges Leben regte sich auf dem Turnplatz.

Die ersten Spenden liefen auf dem neugebildeten Spendenkonto bei der Bezirkssparkasse Weil ein. Ein herzliches Vergelt's Gott rufen wir allen zu, die, trotz geschäftlicher und privater Sorgen, namhafte Geld und Sachspenden zur Verfügung stellten. Bausteine zum Werte von DM 0.50 wurden verkauft. Sie trugen das Bild der fertigen Turnhalle und den Vers:
"Wir brauchen eine neue Halle
Die Turnerfreunde tragen alle,
Im Sinne: frisch, fromm, fröhlich, frei,
Bausteine für den Neubau bei ! "

Die Frauenabteilung rüstete sich zu einem grossen Basar zu Gunsten des Turnhallenbaus. Was wurde in fleißiger Arbeit hierbei nicht alles zusammengetragen. Der Basar wurde ein voller Erfolg und ein beachtlicher Reingewinn stärk-te den eigenen finanziellen Grundstock. Die Stadtverwaltung löste ihr Versprechen ein. Der Stadtrat beschloss "die Abstellung von städtischen Arbeitern einschliesslich Vorarbeitern zur Mithilfe bei der Erstellung des Rohbaus und, die Übernahme der Arbeitslöhne auf die Stadtkasse". Die Vorarbeiter Ernst Müller und Fritz Brändlin führten den städti-schen Bautrupp an.

Inzwischen lief das Baugesuch den vorgeschriebenen Weg und am 14. Juni 1954 wurde zum zweiten Mal in der Ver-einsgeschichte eine turnerische Gemeinschaftsarbeit der Turnhallenneubau begonnen. Jung und Alt griffen mit Schwung und grossem Arbeitseifer zu. Ehrenmitglieder und Vereinsangehörige mit über 70 Jahren richteten das Bau-material und rührten den Mörtel (allemannisch "den Pflaster"). Stein auf Stein wurde gesetzt. Unermüdlich organisierte der Vorstand den Arbeitseinsatz. Unser verstorbener Ehrenpräsident, Ernst Brand, regelte alle auftretenden Finanzierungsfragen. Er war die Seele und die lebendige Verbindung zwischen den Fachkommissionen. Am 14. August 1954 war es dann soweit, den feierlichen Akt der Grundsteinlegung zu vollziehen. Trotz strömendem Regen erschien eine stattliche Anzahl Mitglieder und Freunde. Die Stadtmusik und der Spielmannszug wirkten mit. In Vertretung des Vorstandes Fritz Joos eröffnete Hans Lindow die Feier. Bürgermeister Hartmann überbrachte die Grüsse der Stadt und legte gemeinsam mit dem zweiten Vorstand Ernst Müller und dem Architekten Hans Wöhrle den Grundstein mit dem Leitspruch "Großes Werk gedeiht, nur durch Einigkeit".

Ein Prolog, verfasst von der Heimatschriftstellerin Helene Zapf Beydeck, vorgetragen von Turnbruder Adolf Neubauer jun. fasste alle guten Wünsche zum Gelingen in folgenden Worten zusammen:

Wir legen den Grundstein zur künftigen Halle,
Die schützend umfriede die Turnenden alle.
Der Väter gedenkend, frisch, fromm, fröhlich und frei,
Bleib' stets unsere Jugend dem Wahlspruche treu!
Gesund sei der Körper und klar sei der Geist.
Die Sportkameradschaft die Wege uns weist,
Die Kräfte zu mehren durch Arbeit und Spiel
Der Heimat zu Ehren! Das ist unser Ziel!

Bei der Fortsetzung der begonnenen Arbeit stellte sich aber heraus, dass die alte Turnhalle nicht bis zum zweiten Bau abschnitt erhalten werden konnte. Es war nicht möglich, eine technisch einwandfreie Verbindung zwischen dem neuen Anbau und der alten Halle herzustellen. Nach kurzer Überlegung und in Übereinstimmung mit der Mitgliederschaft entschloss man sich, den ersten und den zweiten Bauabschnitt in einem Zuge durchzuführen. Die alte, treue Halle wurde bis auf das Bodenfundament abgerissen. Sie musste sich dem neuerstehenden Werk beugen. In diesem denkwürdigen Augenblick, als die letzten Steine fielen, gedachten wir all der Idealisten und Turnkameraden, welche diese Halle in den Jahren 1921/1922 erstellt haben. Möge doch der Geist, der die Schöpfer dieser Halle beseelte, sich auch aufs neue Werk übertragen, das war unser aller sehnlichster Wunsch.

Sogleich erhob sich begreiflicherweise wieder die Kosten und Finanzierungsfrage. Ein neuer Kostenvoranschlag musste berechnet und die Geldmittel vorgesehen und gesichert werden. Inzwischen schritten die Bauarbeiten rüstig voran.

Am 8.September 1954 rief der Vereinsvorstand in einem Rundschreiben an die Industrie und Geschäftswelt erneut zu einer Spendenaktion auf. Schon am 25./26. September 1954, nach unwahrscheinlich kurzer Bauzeit für ein derartiges Projekt, feierte der Turnverein das Richtfest, verbunden mit dem traditionellen Schluss und Werbeturnen unter Mitwir-kung des Gesangvereins 1836 eV. und der Stadtmusik. Die hiesigen Vereine übermittelten fast ausnahmslos freund-schaftliche Glückwünsche. Die Schwimmsportgemeinschaft stiftete eine schöne Vase für denjenigen, welcher die meisten ehrenamtlichen Arbeitsstunden am Hallenbau nachweisen kann. Der Wirt des Vereinslokals, Hans Ritter, gab für die geladenen Gäste unentgeltlich ein schmackhaftes Richtessen.

Die Arbeiten wurden weiter forciert. Man wollte unter allen Umständen die Silvesterfeier in der neuen Halle veranstalten. Was war aber alles bis dahin noch zu tun? Die Hallendecke musste fertiggestellt, Fenster und Türen angefertigt und montiert, der Turnhallenboden verlegt und die sanitären Anlagen eingebaut werden. Wenn man zu jener Zeit 3 Wochen vor Jahresende in die Halle blickte, erschien es kaum möglich, diese Arbeiten noch zu schaffen. In dieser Zwangslage rief man durch Vermittlung der Stadtverwaltung am 8. Dezember 1954 alle ansässigen Schreinermeister zusammen. Sie erklärten sich mehrheitlich bereit, durch Abstellung von Fachkräften mitzuhelfen, bei den dringendsten Arbeiten mitzuwirken. Eine Anzahl treuer Turnkameraden packten in Tag und Nachtarbeit kräftig mit an. Die Verlegung des ganzen Fussbodens mit über 700 qm in wenigen Tagen war eine Glanzleistung weniger Männer, die an ers-ter Stelle erwähnt werden muss. Diesen Helfern war es zu verdanken, dass das Unglaubliche Gewissheit wurde. Die Silvesterfeier 1954 konnte tatsächlich in der soweit fertiggestellten Turnhalle durchgeführt werden, nachdem man noch buchstäblich in letzter Minute vor Veranstaltungsbeginn die Heizöfen anschloss und in Betrieb setzte.

Es war verständlich, dass nach diesen harten Kraftproben und Energieleistungen sich Zeichen der Ermüdung bemerkbar machten. Trotzdem schritten die Arbeiten nach einer Zwischenpause weiter voran. Der Verein war aus finanziellen Gründen genötigt, die im Rohbau fertige und innen schon benützbare Halle anderen Vereinen und Organisationen für öffentliche Anlässe zur Verfügung zu stellen.

Nun waren aber weitere Ausbaumassnahmen erforderlich. Die Wohnung des Hallenwarts musste ausgebaut werden und vieles mehr. Der Kostenvoranschlag des Architekten Wöhrle vom 4. Februar 1955 schloss unter Berücksichtigung der gleichzeitigen Ausführung der Bauabschnitte 1 und 2, verschiedener Verbesserungen in der Ausführungsart von Ausbauarbeiten, der Heizungsanlage, kurz gesagt der kompletten Fertigstellung, mit einer Summe von DM 138236.60 ab. Dank ehrenamtlicher, treuer Mithilfe der Vereinsmitglieder konnte die veranschlagte Summe beachtlich reduziert werden. Die Bezirkssparkasse Weil am Rhein stellte ein Hypothekendarlehen in Aussicht. Die Stadt stellte nochmals Arbeitskräfte zur Verfügung, sodass eine weitere Reduzierung des ungedeckten Aufwands gewährleistet war. Ein neuer Antrag auf Zuweisung eines Toto Zuschusses soll die letzte Differenz zwischen Kostenvoranschlag und Finanzierungsplan abdecken. Der Antrag steht vor der Verabschiedung.

Inzwischen liefen die organisatorischen Vorbereitungen für die Turnhallenweihe an. Der ersehnte Tag rückte immer näher.

Der Wanderer, unser Turnverein, strebt seinem Ziele zu. Der Ring unserer Betrachtungen schliesst sich. Besinnlich wollten wir verhalten .....

Mit diesen Worten begannen wir den Weg. Unbeirrbar, das Ziel vor den Augen, legten wir ihn gemeinsam zurück. Das grosse Werk unsere neue Turnhalle steht.

Dieses stolze Bauwerk mit frisch fromm fröhlich freiem turnerischem Leben zu erfüllen, steht als neue, hohe Verpflichtung vor uns.