Turnverein
Weil 1884 e.V. - Alfred Henn
Turnverein trauert um Alfred Henn
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26.06.1920, gest. 03.06.2006
Nach
längerer Krankheit verstarb der erste Nachkriegsvorsitzende der Turnvereins,
Alfred Henn. Die Beerdigung war am Donnerstag, den 8.6.2006, um 14 Uhr
in Ötlingen.
Eintritt:
01.04.1935 (01.07.1946)
Zusammen
mit seinen Brüdern kam Alfred Henn schon in den frühen 30er
Jahren ins Bubenturnen des Turnvereins. Während seine Brüder
Karl und Alfred beide im Krieg fielen, kam er durch eine schwere Verwundung
wieder in die Heimat. Zwei Tage vor Einmarsch der Franzosen verhinderte
Alfred Henn mit anderen die drohende Sprengung des Eisenbahntunnels nach
Lörrach. Im Jahre 1946 während der französichen Besatzungszeit
war
er Vertreter des Turnvereins (damals Gymnastikabteilung) im Dachvereins
der Weiler Sports, der Sportvereinigung Weil am Rhein (gegr. am 29.6.46);
im Januar 1950 wurde er erster Nachkriegsvorsitzender des wiedergegründeten
TV Weil, danach zweiter Vorsitzender, später Beisitzer; anläßlich
der Halleneinweihung wurde er am 30.7.1955 für seine Verdienste mit
der Goldenen Ehrennadel des Badischen Turnerbundes ausgezeichnet; aktiv
war er in der Skilaufabteilung der 50-er und 60-er Jahre.
Ehrenmitglied
des Turnvereins seit 1961, Goldene Ehrennadel am 2.11.1985
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Badische
Zeitung vom Mittwoch, 7. Juni 2006
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Unvergessene
mutige Tat
Trauer
um Alfred Henn, der Sprengung des Tunnels verhinderte
Alfred Henn (FOTO: THOMAS MINK)
WEIL AM RHEIN (BZ). In der Stadt trauert man um einen Mann, der als engagierter
Bürger in Erinnerung bleiben wird: Am Samstag verstarb nur drei Wochen
vor seinem 86. Geburtstag nach längerer Krankheit Alfred Henn. Ihm
und Emil Korngiebel ist es zu verdanken, dass der Eisenbahntunnel zwischen
Weil und Lörach nach Kriegsende nicht gesprengt wurde. Um diese couragierte
Tat machte Alfred Henn jedoch nie ein großes Aufhebens. Gleichwohl
bleibt dieses beherzte Eingreifen unvergessen.
Unvergessen
wird auch Alfred Henn selbst bleiben, der sich für das Vereinsleben
und vor allem für den Weinbau in seiner Heimatstadt stark engagierte.
So blieb er über Jahrzehnte dem TV Weil verbunden, den er einst als
Vorsitzender führte. Und im Rebberg kannte er sich aus wie kaum ein
Zweiter: So war er an der Seite von Horst Roßhart unter anderem
20 Jahre lang als Rebhüter tätig. Natürlich bewirtschaftete
er, so lange es seine Gesundheit zuließ, ein eigenes Stück
am Schlipf.
Henn war
aber auch einer, der über den Tellerrand hinaus blickte und sich
ständig weiter bildete. So unternahm der exzellente Weinkenner immer
wieder mit den Stammtischkollegen vom “Adler” Exkursionen in
andere Anbaugebiete.
Bemerkenswert
ist auch die berufliche Laufbahn Alfred Henns: Auf der Schusterinsel lernte
er noch vor dem Krieg den Beruf des Färbers. Nach dem Krieg studierte
er und wurde Textilingnieur. Als solcher arbeitete er im Dreiland, aber
auch einige Jahre in Krefeld.
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Badische
Zeitung vom Samstag, 27. März 2004
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Textilingenieur,
Rebhüter und Kämpfer gegen die Tunnelsprengung
BZ-SERIE BEKANNTE WEILER: Alfred Henn erlebte viel in seinem
bewegten Berufsleben, nach der Pensionierung patrouillierte er durch
den heimischen Rebberg
Rebbammert Alfred Henn hat viel erlebt.
Foto:
Merstetter
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WEIL AM RHEIN (mme). Ein besonderes Beispiel für Aktivität bis
ins hohe Alter ist der Altweiler Alfred Henn. Nach seinem abwechslungsreichen
Berufsleben in der Textil- und Chemieindustrie war er bis vor zwei Jahren
ehrenamtlicher Rebhüter im Weiler Rebberg.
Geboren
am 26. Juni 1920, wollte er eigentlich wie sein Vater Maurer werden. Aufgrund
guter Beziehungen konnte er jedoch eine Lehre als Färber bei der
Schusterinsel antreten. Bereits 1938 hatte er es zum Lehrlingsausbilder
gebracht, als die Produktion kriegsbedingt nach Opladen verlegt wurde
und er auch kurze Zeit später zum Militärdienst eingezogen wurde.
Aufgrund der 1941 erlittenen Verwundung in Russland war der Krieg für
ihn vorbei, und obwohl er wieder bei der Schusterinsel anfangen konnte,
entschloss er sich noch während des Krieges für ein Studium
zum Textilingenieur in Mönchengladbach.
Die Textilindustrie
lag jedoch darnieder und so konnte er erst einmal bei der KBC unterkommen,
wohin er jeden Tag von Altweil durch
den Tunnel marschierte. Er wusste, wie wichtig diese Verbindung zwischen
den beiden Städten für die Bevölkerung war. Als zwei Tage
vor Kriegsende dieser Tunnel von den Deutschen gesprengt werden sollte,
um den anrückenden Franzosen den Weg zu erschweren, bewiesen er und
Emil Korngiebel viel Mut und Zivilcourage, dass dies verhindert wurde.
1945 heiratete
er seine Frau Ria und zusammen hatten sie einen Sohn und eine Tochter.
Als sich dann bei Schetty eine Stelle mit Verantwortung bot, griff er
zu, wechselte aber bald darauf nach Krefeld, da er dort eine Stelle als
Betriebsleiter angeboten bekam. Seine Ausbildung und Berufserfahrung kam
ihm dann als selbständiger Vertreter für Baden-Württemberg
bei Geigy und später in gleicher Funktion als Angestellter beim fusionierten
Chemiekonzern Ciba-Geigy zugute.
Als er Anfang
der 80er Jahre in Rente ging, war für ihn klar, dass er seine Dienste
den Winzern zur Verfügung stellen möchte. Er hatte selbst ein
Stück Reben, das bereits seine Eltern bewirtschafteten, kannte jede
Parzelle und jeden Winzer. Mit Horst Rosshart verrichtete er 20 Jahre
lang die ehrenamtliche Rebhut. Während rund sechs Wochen Lese, sieben
Tage in der Woche, sechs bis sieben Stunden pro Tag, sah er nach dem Rechten
und hielt ungebetene Gäste freundlich, aber bestimmt von den Trauben
fern. Auch heute noch ist Alfred Henn gern in den Reben unterwegs und
pflegt den Stammtisch im Adler.
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Badische Zeitung
vom Freitag, 22. April 2005
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Alfred
Henns mutige Tat: Tunnelsprengung verhindert
Alfred
Henn erlebte das Kriegsende in Weil am Rhein, Foto: Mink
WEIL AM
RHEIN (tm). Am 24. April 1945 besetzten die Franzosen Weil am Rhein. "Das
ging ohne einen Schuss und ohne alles", erinnert sich Alfred Henn,
der das Kriegsende als 24-Jähriger in Weil erlebte. Es war abzusehen
gewesen, dass die Franzosen kommen, aber dass gerade hier so viele französische
Soldaten übersetzen würden, damit habe man nicht gerechnet.
Mit Motorbooten kamen die französischen Soldaten über den Rhein,
die Ponton-Brücke gab es nicht mehr. Der spätere Bürgermeister
Peter Hartmann hat die anrückenden Franzosen mit einer weißen
Fahne empfangen. Die deutsche Wehrmacht hat vor ihrem Abzug noch Sperren
auf den Straßen installiert. "Die Akazienstämme haben
wir dann geholt und Brennholz daraus gemacht. Dann waren sie wenigstens
noch zu etwas nutze", lacht Henn.
Am Tag zuvor,
dem 23. April, hat Alfred Henn zusammen mit Emil Korngiebel mit einer
mutigen Tat die Sprengung des Eisenbahntunnels nach Lörrach verhindert.
Unter der Gefahr, wegen Sabotage standrechtlich erschossen zu werden,
hat er mit einer Drahtschere im Tunnel die Drähte, die zu den Sprengladungen
führten, durchgeschnitten. "Ohne den Tunnel wären wir ja
vollständig abgeschnitten gewesen in Weil", begründet Henn
seinen Einsatz. Der Weg über den Tüllinger war beschwerlich,
die Grenzen zur Schweiz waren geschlossen. Der Eisenbahntunnel, dessen
zweites Gleis während des Krieges entfernt worden war, war die Straße
nach Lörrach, die Fußgänger und Verlofahrer nutzten. "An
beiden Enden lagen immer Haselnussstecken", erzählt Henn. Mit
diesen hat man sich durch den Tunnel getastet, in dem es größtenteils
stockdunkel war. Alfred Henn, der 1940 in Russland verwundet und daraufhin
aus dem Militär entlassen worden war, nutzte den Tunnel selbst täglich,
um mit dem Velo nach Lörrach zu fahren, wo er bei der KBC arbeitete.
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