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Turnverein Weil 1884 e.V. - Neujahrsempfang in Altweil 2006


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Badische Zeitung vom Dienstag, 13. Januar 2009 von Norbert Sedlak

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"Kriegt ihr so etwas auch hin?"
Obrist erinnert an die Anfänge des Altweiler Neujahrsempfangs

WEIL AM RHEIN. Vor etwas mehr als 15 Jahren fand der erste Neujahrsempfang in Altweil statt. Inzwischen ist aus der eher spontanen Idee eine feste Einrichtung geworden, die sich großer Beliebtheit erfreut. In großem Rahmen ausgerichtet wird der Empfang immer dann, wenn einer der drei Traditionsvereine, der Gesangverein, der Turnverein oder die Stadtmusik, ein Jubiläum feiert.

Ulrich Obrist, der Vorsitzende des Turnverein, erinnerte in seiner Rede an die Anfänge der gemeinsamen Neujahrsempfänge des Gesangvereins, Turnvereins und der Stadtmusik. 1993 bei einem städtischen Neujahrsempfang hatte er dem damaligen Vorsitzenden Michael Moser angesichts eines respektablen Auftritts der Orchestergesellschaft die Frage gestellt: „Kriegt ihr so etwas auch hin?" „Warum nicht?" war die Antwort, und die Idee war geboren. „Seither war die Stadtmusik mit Dieter Steininger das musikalische Rückgrat der Empfänge", lobte Obrist die musikalischen Beiträge.

Voll des Lobes war OB Dietz für den hoch interessanten Einblick ins 19. Jahrhundert, den Sabine Theil in ihrer Festrede gegeben hatte. Die heutigen Probleme sind die gleichen wie damals - Schule, Feuerwehr. „Etwas Besonderes sind die Vereine - sie sind das Schaufenster und die Seele der Stadt," hob der OB die Bedeutung der Vereine hervor.
Anerkennung zollte er dabei auch ganz besonders den Indri-Preiträgern, der Familie Mayer. So wenig sich klären lasse, was denn eigentlich einen richtigen Weiler ausmache, so wichtig sei es, dass sich die Menschen in Weil am Rhein wohl fühlen, betonte OB Dietz und lobte die beispielhafte Leistung der Familie Mayer.

Daniel Mayer war sich sicher, doch überhaupt nichts Außergewöhnliches zu leisten, für ihn und seine Familie ist es selbstverständlich, sich für seine Mitbürger einzusetzen, wobei er auch freimütig zugab, vom Giuseppe-lndri-Preis bis vor kurzem noch nichts gehört zu haben. „Sich Zeit nehmen und mit den Kindern etwas unternehmen und ihnen zeigen, dass man sie akzeptiert," . so beschrieb Mayer seine Philosophie. Schon vor 3500 Jahren half Moses fremden Menschen, beruft sich Mayer dabei auf die Bibel.

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Badische Zeitung vom Montag, 12. Januar 2009 von Norbert Sedlak

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Zwei Jubiläen und eine Preisverleihung:
Altweiler Empfang – ein echter Gewinn

Der Altweiler Neujahrsempfang wurde von drei herausragenden Ereignissen geprägt: Das 170-jährige Bestehen der Stadtmusik, das 125-jährige Jubiläum des Turnvereins sowie die Übergabe des Giuseppe-Indri-Preises an Familie Mayer aus Friedlingen.

WEIL AM RHEIN (sed). Die Stadtmusik unter der Leitung von Dieter Steininger und der Gesangverein mit dem Dirigenten Karl Gehweiler gaben dem Empfang einen höchst überzeugenden und feierlichen Rahmen. Auch diesmal fand die Veranstaltung großen Zuspruch und Ulrich Obrist, Vorsitzender des TV Weil am Rhein, freute sich, neben OB Dietz zahlreiche Ehrengäste, Gemeinderäte, Mitglieder und Gäste unter ihnen auch die Guiseppe-Indri Preisträger Imelda Gerstner, Michele di Leo, Angelika Schilling und Klara Ruf in der voll besetzten Jahnhalle begrüßen zu dürfen.

Der Gesangverein feiert in zwei Jahren bereits sein 175jähriges Bestehen. Es sei bemerkenswert, was der Verein die letzten Jahre auf die Beine gestellt hat: Die Entwicklung vom Männerchor zum gemischten Chor, die Kooperation mit der Singgemeinschaft Lörrach, die Gründung eines Kinder- und Jugendchores und schließlich der Chor ’08. Das verdient Respekt, würdigte Obrist die Leistung des ältesten Weiler Vereins.

Die Festrede zu den Vereinsjubiläen hielt Sabine Theil von den Weiler Stadtführern. Ihre Zeitreise begann um 1800. Das relativ wohlhabende Rebdorf Weil bewohnten damals etwa 850 Einwohner in rund 120 Familien. Damals kamen die Weiler in den Wintermonaten an einer Lichtquelle zusammen um gemeinsam zu Handarbeiten und Geschichten zu erzählen oder einfach "z’ Liecht goh", erinnerte Sabine Theil. Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden in Deutschland Chorvereinigungen. Auf Anregung des damaligen Pfarrers Hoyer und des Hilfslehrer Schilling wurde in Weil ein Gesangverein gegründet – somit ist der Gesangverein 1836 der älteste Weiler Verein. Davon inspiriert gründete Johann Jakob Kaufmann die türkische Musik, aus der der Musikverein, die spätere Harmoniemusik und seit der Stadterhebung 1929 die Stadtmusik Weil am Rhein hervorging.

Die Weiler wussten zu feiern, zu singen und zu musizieren. Das gefiel dem Lörracher Oberamt überhaupt nicht und verfasste 1840 für die Besetzung eines Lehrerpostens einen Bericht an das Ministerium in Karlsruhe in dem es heißt, die Bevölkerung von Weil habe wegen ihres ununterbrochenen Verkehrs mit Schweizern und Franzosen einen etwas "eigentümlichen Charakter" angenommen. 1855 begann in Weil mit der Inbetriebnahme des Bahnverkehrs auf der Leopoldshöhe ein neuer Zeitabschnitt, 1860 wurde der 100. Geburtstag von Johann Peter Hebel gefeiert und zum Jahreswechsel 1861/1862 die lang ersehnte Wiesenbrücke zwischen Weil und Riehen eingeweiht. Das war ein Fest, wie es Weil bis dahin noch nie erlebt hatte.

1865 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet und für ständig wachsende Schülerzahlen wurde 1880 die Hebelschule ihrer Bestimmung übergeben.

14 Männer gründeten 1884 von der Öffentlichkeit eher skeptisch beurteilt, den Turnverein. 1898 legte man Wert auf strenge Etikette – Emil Kaufmann hielt den ersten Tanzkurs ab, berichtete Sabine Theil und ließ ihre Zeitreise um die Jahrhundertwende enden: Weil zählte 2052 Einwohner und hatte ein halbes Dutzend Vereine – deren Zahl heute auf 240 gestiegen ist.

"Was Sie in Friedlingen leisten, ist bewundernswert"

Sabine Theil und Schulleiter Oliver Simon beeindruckten mit ihren Festreden.

WEIL AM RHEIN (nos). Im Mittelpunkt des Neujahrsempfang stand die Verleihung des Giuseppe-Indri-Preises, der diesmal nicht an eine Persönlichkeit, sondern an eine ganze Familie vergeben wurde, die sich in besonderer Weise für die Integration von Ausländern einsetzt. Benannt ist der Preis nach Giuseppe Indri (1914-1993), einem Italiener, der sich als Steinmetz nach dem Krieg in Altweil niedergelassen hatte und als Vorbild geglückter Integration gilt, er war auch Ehrenmitglied aller drei Vereine. Seit sieben Jahren helfen Daniel und Leonie Mayer mit privater Initiative und bieten Kindern und Jugendlichen aus Friedlingen mit den Kids-Treff und Teens-Treffs eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung.

Die Laudatio hielt Oliver Simon, Schulleiter der Friedlinger Rheinschule. Für die Eingliederung der Ausländer und sozial Schwachen leiste die Familie Mayer zusammen mit Rachel Rhyner, ihrer Schwester, einen gewaltigen Beitrag, betonte Simon. Obwohl Familie Mayer vier eigene Kinder und derzeit drei Pflegekinder habe, spielen, singen manchmal bis zu 60 Kinder unterschiedlicher Nationalität in Mayers Garten. Ferner werden Jugendliche im Teens-Treff angeleitet, sich kreativ zu verhalten und vernünftig miteinander umzugehen. Kinder der Jungschar lernen die Natur schätzen, dazu werden Freizeiten organisiert, so lernen die Kids sich an Regeln zu halten und andere zu akzeptieren, beteuerte Simon.

Als langjähriger Elternbeiratsvorsitzender der Rheinschule kannte Mayer die Probleme hautnah, gerne organisierte er Schulfeste und war Ansprechpartner im Schulalltag. Auch als Gesamtelternbeirat der Stadt setzte sich der "letzte echte" Friedlinger, wie Simon ihn bezeichnete, für die Belange der Kinder ein. Zu einem starken Mann gehört auch eine starke Frau. Dank der Erziehungshilfeschule ändern sich Kinder, machen ihre Hausaufgaben und kommen pünktlich zur Schule, lobte Simon das Engagement der Gattin. "Sie sind ein starkes Team und haben diesen Preis verdient" versicherte Simon.

"Ihre gelebte Menschlichkeit ist ein verbindendes Glied, dies war auch ein wichtiges Element unseres Vaters", unterstrich Anita Werner-Indri bei der Preisverleihung. "Was Sie in Friedlingen leisten, ist bewundernswert" so Anita Werner-Indri und überreichte mit viel Respekt im Namen der Familie Indri den Giuseppe-Indri-Preis.