Gesangverein Weil 1836 e.V. - Turnverein Weil 1884 e.V. - Stadtmusik Weil am Rhein e.V. Laudatio
zu Ehren der Familie Mayer anlässlich der Verleihung von Oliver Simon, Schulleiter der Rheinschule, Weil am Rhein-Friedlingen Liebe Familie Mayer,
als mich vor einigen Wochen Herr Obrist anfragte, wer aus Friedlingen für die diesjährige Verleihung des Guiseppe-Indri-Preises in Frage kommen könnte, schoss mir sogleich der Name Mayer durch den Kopf. Ich möchte mich bei den Vorständen der Vereine ausdrücklich bedanken, dass Ihnen dieser Vorschlag nachvollziehbar erschien. Lassen Sie mich kurz
vorausschicken, um was es hier geht: Es geht um eine Familie, für
die es Normalität und Alltag ist, in einem Stadtviertel zu leben,
den man aufgrund seiner Bevölkerungszusammensetzung als "sozialen
Brennpunkt" bezeichnen kann. An der Rheinschule habe ich vor kurzem eine "Namensdurchsicht" gemacht. Demnach stammen über 70 Prozent der Kinder aus einem Migrationshintergrund. Es gibt Klassen in denen der Name "Mayer" exotisch klingt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Menschen sich integrieren wollen, sie nehmen die deutsche Staatsbürgerschaft an, suchen Arbeit, schicken ihre Kinder auf die Rheinschule und wollen, wie eigentlich alle Eltern auf der Welt, einfach nur das Beste für ihre Kinder. Vielen gelingt das ohne Probleme. Sie sind mittlerweile in zweiter oder dritter Generation in Deutschland und, wie ich beispielsweise von türkischen Freunden erfahren habe, werden in der Türkei als "Deutsche" erkannt. Es gibt aber auch, und ausdrücklich nicht nur in Migrantenfamilien, benachteiligte Kinder, deren Eltern am Existenzminimum leben. Deren Eltern sich womöglich getrennt haben und deren alleinerziehende Mutter mehrere Jobs zu unmöglichen Arbeitszeiten annehmen muss. Diese Kinder brauchen unsere Hilfe. Manche Kinder sind
in vielen Bereichen ungefördert und leiden unter Bewegungsmangel.
Der Fernseher und der Computer bestimmen den Nachmittag. Das mag klischeehaft
klingen, aber es bedeutet letztendlich, dass Natürlich bieten auch Friedlinger Vereine Möglichkeiten an, etwas zu unternehmen, sollte das Kind aber eine andere Sportart ausüben wollen ist der Weg "hinauf", nach Weil oder gar nach Lörrach für etliche Eltern eine unüberwindliche Hemmschwelle, sodass die Kinder eben in Friedlingen bleiben und sich nicht sportlich betätigen. Das gleiche ließe sich über die Musik sagen. Und hier kommt jetzt die Familie Mayer ins Spiel: Liebe Mayers, vielleicht
war es Ihnen noch nicht klar, wie groß Ihr Beitrag dazu ist, Kindern
und Jugendlichen auf Ihre unaufdringliche, aber stets präsente Art
zu helfen, in dieser Gesellschaft Fuß zu fassen. Auch im so genannten "Teenstreff" leiten Sie Kinder in der Pubertät dazu an, kreativ und vernünftig mit sich und den Freunden umzugehen aber auch einfach mal gemütlich miteinander Tischtennis oder Kicker zu spielen. Die passenden Räumlichkeiten haben Sie in unermüdlicher Eigenarbeit dazu eingerichtet. Die Freitagsjungschar wiederum führt die Kinder in die Natur und ins Freie. Sie fahren mit den Kindern hinaus und lassen sie erleben, was es im eng bebauten Friedlingen nicht gibt: Wald, Wiesen und Platz zum Spielen. Sie organisieren Freizeiten für Kinder und lassen sie dadurch Gemeinschaft und Abenteuer erleben. Gemeinsam aufstehen, kochen, laufen, am Lagerfeuer sitzen sind keine Selbstverständlichkeiten für Friedlinger Kinder. Dabei müssen sich die Kinder an Regeln halten und lernen mit anderen auszukommen. Das ist Basisarbeit "pur". Ohne die tatkräftige Mithilfe von Frau Ryner, der Schwester von Frau Mayer, wäre vieles davon nicht möglich.
Zu einem starken
Mann gehört eine starke Frau. Liebe Frau Mayer: Vier eigene Kinder
und stets drei bis vier Pflegekinder im Haus bedeuten für manch andere
Menschen den Ausbruch des Chaos. Nicht so bei Mayers. Sie haben Ihren
Haushalt und die Kinder im Griff. Organisatorisch hätten Sie sicher
manchem Manager noch etwas voraus. Alle sind vorbildliche
Schüler und vor allem: tolle Musiker. Als Joel beim letzten Schulfest
vor 250 Kindern selbst komponierte Stücke mit der Geige vortrug,
war das einer der "magischen" Momente meines Schulleiterlebens. Ich wünsche
Ihnen, liebe Familie Mayer und Frau Ryner auch in Zukunft die notwendige
Kraft weiterhin für die bedürftigen Kinder und Jugendlichen
in Friedlingen da zu sein. Ich bitte Sie nun
zur Entgegennahme des Preises auf die Bühne. |