Home
Abteilungen
Jahnhalle
TV-Kurier
Vorstand
Infos
Links










Turnverein Weil 1884 e.V.

Temperament und Herzlichkeit - Giuseppe Indri ist unvergessen

--------------------------------------------------------------------------------

Badische Zeitung vom Samstag, 27. September 2003

--------------------------------------------------------------------------------

BZ-SERIE BEKANNTE WEILER: Der Steinmetz aus Italien engagierte sich auf vielen Ebenen und schaffte so die Integration spielend / Preis wurde nach ihm benannt



Guiseppe Indri FOTO: PRIVAT

WEIL AM RHEIN (mme). Obwohl Giuseppe Indri nie die deutsche Sprache richtig beherrschte, ist er ein Beispiel für eine absolut überzeugende Integration ausländischer Mitbürger - die Familie ist auch mit den nachfolgenden Generationen fest in der Stadt verwurzelt.

Da Indris Eltern bereits vor dem Ersten Weltkrieg als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen waren, wurde "Josef" am 30. April 1914 in Dortmund geboren. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Italiener zum Bunkerbau nach Norddeutschland verpflichtet. Bereits während des Transports konnte er in Offenburg fliehen und schlug sich nach Neuenweg durch, wo er sich sicher fühlte und überall half, wo Not am Mann war. Nach Weil rissen die Beziehungen nie ab und so siedelte der nach dem Krieg wieder in die Stadt und heiratete am 15. Mai 1948 Paula Bohl. Beim ehemaligen Weiher hinter dem Bläsihof richtete der Steinmetz, der in Italien die Mosaikschule besucht hatte und mit dem Meisterbrief abschloss, seine erste Werkstatt ein.

Bereits 1951 konnte der Familienbetrieb, in dem alle mithalfen, in die Römerstraße umsiedeln. Neben den drei Töchtern war die Geburt des Sohnes Mario für ihn das Höchste und es war sein größter Stolz, dass dieser später den Betrieb übernahm. Im Sternzeichen des Stiers geboren, lebte er sein Temperament aus, was auch dazu führte, dass er nie einen Führerschein besaß: Es gab einige erfolglose Fahrstunden beim Fahrlehrer Oskar Baumann. Und herrlich konnte er sich über Fußball aufregen. Genauso war er jedoch großherzig und tolerant, ein guter Ehemann und Vater und vor allem ein liebevoller Großvater.

Wichtig im Leben waren ihm gute Freunde: "Wer als Ausländer Freunde hat, hat überhaupt erst die Möglichkeit in einem fremden Land eine Heimat zu finden." Er wollte nie mehr weg von Weil, jedoch Ostern und den 15. August wollte er immer in Italien verbringen. Neben der harten Arbeit als Steinmetz - in vielen Häusern in Weil und der Umgebung sind seine Arbeiten zu sehen - engagierte er sich auch im Vereinsleben. Er verfügte über eine ausgeprägte Musikalität und war daher immer auch eine Bereicherung an den Vereinsfesten. Besonders dann, wenn er zusammen mit seiner Frau in der Jahnhalle auftrat.

Am 6. Januar 1993 verstarb "Seppi". Zu seinem Gedenken wird drei mal in zehn Jahren - immer wenn Gesangverein, Stadtmusik und TV Weil einen gemeinsamen Neujahrsempfang ausrichten - der "Giuseppe-Indri-Preis" verliehen, ausdrücklich an jemand, der sich im Ehrenamt für die Integration ausländischer Mitbürger einsetzt.