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Turnverein Weil 1884 e.V. - Neujahrsempfang 2006


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Badische Zeitung vom Samstag, 11. Februar 2006 von Ulrich Senf

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Wo sich Tradition, Gegenwart und Zukunft miteinander verbinden

Der Altweiler Gesangverein meistert als ältester Verein der Stadt diese Herausforderung nun seit 170 Jahren und entwickelt sich dabei stetig weiter


WEIL AM RHEIN (us). Wenn heute die Probleme der Gesangvereine diskutiert werden, dann setzt sich dabei nur allzu oft die Meinung durch, als hätten die Vereine früher in geradezu idyllischer Umgebung ganz problemlos existiert - was allerdings nur wenig mit der Realität zu tun hat. Allenfalls, so das Ergebnis des intensiven Quellenstudiums von Jan Merk, Historiker und Leiter des Markgräfler Museums in Müllheim, kann davon gesprochen werden, dass der Gesang an und für sich einen deutlich höheren Stellenwert hatte. Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, so brachte er es unlängst anlässlich des Festvortrags zum 170-jährigen Bestehen des Vereins zum Ausdruck, dass die Gesangvereine von Anfang an immer wieder um ihre Anerkennung zu kämpfen hatten. Merk arbeitete dabei gerade dieses Bemühen, Tradition zwischen Gegenwart und Zukunft immer neu zu definieren, als die größte Herausforderung heraus, der sich die Vereine und besonders eben der Altweiler Gesangverein gestellt haben.

Alles andere als ruhig war schon die Gründungszeit inmitten des Vormärzes, den Merk als "spannende, selbstbewusste, aber auch von Unsicherheiten über die Zukunft geprägte Umbruchzeit" bezeichnete. Der Widerstreit zwischen den alten kirchlich, agrarisch geprägten Strukturen und dem neuen Selbstbewusstsein des Bürgertums, dem sich auch die Gründungsväter Jakob Brunner-Welterlin, Ludin-Adler und Max Raupp zugehörig fühlten, brach hier offen zu Tage. Auch wenn die Anregung zur Vereinsgründung auf den Ortsgeistlichen Hoyer und Hilfsschullehrer Schilling zurück ging, kam man ob des Versuchs, auch außerhalb der Kirche, etwa auf Festen, Konzerten oder Bällen zu singen, bald in Konflikt mit den Kirchenbehörden. Die Frage nach der eigenen Stellung zwischen Tradition und Gegenwart stellte sich eben schon früh.

Als würdige Erben dieser Vorfahren, die manches Auf und Ab verkraften mussten, bezeichnete Merk die heutige Vereinsführung. Die stetige Entwicklung, die der Gesangverein genommen hat und die ihn über die Gründung des gemischten Chores nun zur Zusammenarbeit mit der Singgemeinschaft Lörrach bewegte und dabei auch den Kinderchor hervor brachte, zeuge von jene Kreativität, die nötig ist, um sich neuen Herausforderungen zu stellen - daran fehlt es in Altweil auch nach 170 Jahren nicht.

 

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Badische Zeitung vom Montag, 9. Januar 2006 von Ulrich Senf

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“ Alleine hätte ich’ s nicht geschafft”
Im Rahmen des Altweiler Neujahrsempfang erhielt Klara Ruf den Giuseppe-Indri-Preis verliehen / Anerkennung geht ans ganze Team


WEIL AM RHEIN. Zwei Dinge sind es, die die Bedeutung des Altweiler Neujahrsempfangs ausmachen - zum einen der “ runde Geburtstag” eines der drei “ Altweiler Traditionsvereine” , zum anderen der Giuseppe-Indri-Preis, den für besondere Leistung bei der Integration von Ausländern und die Haltinger Hausaufgabenbetreuung im speziellen Klara Ruf verliehen bekam.

Erhard Zeh, Rektor der Haltinger Hans-Thoma-Schule, hatte es übernommen, die Laudatio für Klara Ruf zu halten - wohl wissend, wie ungern die ehemalige Religionslehrerin im Mittelpunkt steht. Ihm gelang es in einfühlsamen Worten, das Leben der Preisträgerin nachzuzeichnen und dabei jene Wurzeln aufzudecken, die für Klara Ruf Motivation für ihre berufliche wie auch ehrenamtliche Arbeit sind.

Selbst in früher Jugend quasi entwurzelt worden, als sie aus dem Allgäu in die Großstadt Düsseldorf zog, kümmerte sie sich als Erzieherin in einem Mädchenwohnheim besonders um die Ausländerinnen, die im Zuge der ersten Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Entgegen der Wünsche ihrer Vorgesetzten engagierte sie sich stark für die jungen Menschen, erkennend, dass man über den eigenen Tellerrand hinaussehen muss, um sich für die Belange anderer zu öffnen.

Seit den 70er-Jahren in Haltingen erkannte die Religionslehrerin an der Hans-Thoma-Schule, dass viele Schüler ohne Betreuung aufwuchsen und oft nicht einmal die deutsche Sprache konnten. Aus dieser Erkenntnis entstand vor elf Jahren die Hausaufgabenbetreuung, um den Kindern Hilfestellung geben zu können - ein Projekt, das über viele Hürden hinweg von Klara Ruf und einem beachtlichen Kreis an Helferinnen mit der Unterstützung der katholischen Kirchengemeinde und der Schule vorangetrieben wurde.

Wie wichtig diese Unterstützung war, machte Klara Ruf selbst in ihrer kurzen Dankesrede deutlich. “ Alleine hätte ich das nie geschafft” , gab sie den Dank an ihre Mitstreiterinnen weiter.

Anita Werner überreichte im Namen der Familie Indri den von ihrem Vater gestifteten Preis: Der Künstler Volker Scheurer hatte eigens dafür eine Skulptur mit dem Titel “Respect” geschaffen.

Zu den ersten Gratulanten gehörte auch OB Dietz, der in seinem Schlusswort die Leistung des ehrenamtlichen Kreises um Klara Ruf unterstrich und gleichzeitig die Festrede von Jan Merk zum Jubiläum des Gesangvereins (wir berichten noch ausführlich) aufgriff und auf die Notwendigkeit des Erneuerns in allen gesellschaftlichen Bereichen hinwies.


Ein Jahr ganz im Zeichen des Gesangs
Gesangverein besteht 170 Jahre

WEIL AM RHEIN (us). Kein Verein ist so sehr mit dem Altweiler Neujahrsempfang verwurzelt wie der Gesangverein 1836, betonte TV-Vorsitzender Ulrich Obrist in seiner Begrüßung. Und Kurt Ernst, Vorsitzen der Altweiler Sängerinnen und Sänger , griff diese These in seinem Grußwort auf. Er verdeutlichte wie sehr der Verein in den letzten Jahren - mehr oder weniger zufällig zu den Terminen der Altweiler Empfänge - Neuerungen eingeführt hat, die aus dem einstigen Männergesangverein ein vielseitiges Gebilde an unterschiedlichen Chören hat entstehen lassen. Zunächst durch die Erweiterung zum gemischten Chor, dann durch die Gründung des Kinderchores und inzwischen in der Zusammenarbeit mit der Singgemeinschaft Lörrach.

Wie vielseitig der Gesangverein aufgestellt ist, das bewies er mit einer ganzen Reihe von Beiträgen, mit denen er - neben den Auftritten der Stadtmusik, die den eigentlichen Rahmen schaffte, - immer wieder für gekonnte Auflockerungen zwischen den Reden sorgte. Da bewiesen die Jüngsten als Piraten oder Vogelscheuchen, wie viel Spaß das Singen machen kann, die älteren Kinder und Jugendlichen wagten sich mehrstimmig an anspruchsvollere Literatur, und im Verbund mit den Erwachsenen zelebrierten sie allen den alten Hit “ Blowing in the Wind” . Dass auch die Erwachsenen unter der Leitung von Karl Gehweiler richtig temperamentvoll “ aufdrehen” können, den Beweis blieben sie nicht schuldig.

Mit Gesang vors Gericht
“ Sing Sing” in speziell Lörrach-Weiler Ausprägung
WEIL AM RHEIN (us). Zwar gilt OB Dietz als versierter Kenner der Vereinigten Staaten, aber die Erklärung, woher denn der Name “ Sing Sing” für das berühmt, berüchtigte Gefängnis in New York komme, die erhielt er beim Altweiler Empfang. Als die Weiler Sänger nämlich zu einer hohen Strafe wegen eines ungenehmigten Ständchens vergattert wurden, zogen sie singend vor das Lörracher Amtsgericht und erwirkten eine ganz erhebliche Milderung des Strafmaßes. “ Sing Sing” eben in ganz speziell Lörrach-Weiler Ausprägung, befand Dietz.

Zum Sponsoring “ sanft” überredet
WEIL AM RHEIN (us). Ein wenig überrascht war Gustav Walter, als er aus der Zeitung erfuhr, dass er als “ Bier-Sponsor” für den Altweiler Neujahrsempfang eingeschlagen hätte - als ihn TV-Vorsitzender Obrist Tage später endlich erreichte , war’ s für Walter eine Ehrensache, der Verpflichtung mit “ sanftem Zwang” nachzukommen, wie verschmitzt anmerkte.

Der besondere “ Altweiler Rhythmus” macht’ s
WEIL AM RHEIN (us). Nur dreimal im Jahrzehnt, so lautet der spezielle “ Altweiler Rhythmus” , wie TV-Vorsitzender Ulrich Obrist bei der Begrüßung in Erinnerung rief. Zu dem Neujahrsempfang wird nämlich nur geladen, wenn Stadtmusik, Gesangverein oder der Turnverein einen “ runden Gebursttag feiern” - oder wie in fünf Jahren eben ein Jubiläum ansteht.