Turnverein
Weil 1884 e.V.
Walter
Bertsch (1994)
Walter
Bertsch, geb. 7.7.1915, gest. 7.2.2000, Mitglied des Turnvereins
seit 1934,
trat nach dem Krieg in die Stadtverwaltung
von Weil am Rhein ein und wurde bald Ratschreiber der Stadt und
wichtigster Mitarbeiter von Bürgermeister Hartmann. In diesen
Nachkriegsjahren machte er sich, der als Schriftführer und
Beisitzer dem Vereinsvorstand angehörte, um die
Rückführung des durch die französiche Besatzung
enteigneten Vereinsvermögens verdient und ebnete damit den Weg zum
Bau der Jahnhalle 1954-55. Im Hintergrund wirkend trug er
maßgebend dazu bei, dass dieses Projekt allgemeine politische
Unterstützung in Weil am Rhein fand, die auch in
unterschiedlichen materiellen Unterstützungen seitens der Kommune
zum Ausdruck kam. Die Festschrift zur Halleneinweihung wurde von ihm
verfaßt.
1957
wurde er zum Bürgermeister von Grenzach gewählt.
Dieses Amt übte er bis zum Vollzug der Gebiets- und Gemeindereform
1975 aus, als er darauf verzichtete, für dieses Amt der neugebildeten
Doppelgemeinde Grenzach-Wyhlen zu kandidieren. Der (auch familiäre)
Bezug nach Weil am Rhein, insbesondere Altweil, wurde von seiner
Ehefrau Else und
ihm immer gepflegt, was auch in seiner Identifikation mit dem Verein
in seinen letzten Lebensjahren zum Ausdruck kommt. Zum 110-jährigen
des Vereins stellte er dem Verein für die Festschrift den folgenden
Aufsatz zur Verfügung.
"110
Jahre und kein bißchen müde!"
In
der anläßlich des 100 jährigen Jubiläums des
TV Weil 1884 e.V. herausgegebenen Festschrift ist in mühevoller
Kleinarbeit die Geschichte des Traditionsvereins chronologisch und
umfassend dargestellt worden. Für diese anschauliche und tief
im wechselvollen Leben des Turnvereins schürfende CHRONIK sollten
wir auch heute noch nach 10 Jahren neuerer Vereinsgeschichte herzlich
danken. An der Aufarbeitung der Vereinsgeschichte wirkten damals
mit: Peter Stell und Albert Vögtlin.
Es empfiehlt sich, hin und wieder einen Blick in diese wertvollen
Aufzeichnungen zu werfen um zu erfahren, wie sich unser Verein von
seiner Gründung an bis heute tapfer und unverdrossen in guten
wie auch düsteren Zeiten durchgekämpft hat.
Als
Schriftführer des Turnvereins und Ratschreiber der Stadt Weil
am Rhein war mein größtes Erlebnis in der damaligen Zeit
der Bau und die Einweihung der neuen Turnhalle in den Jahren 1954/55.
Turnhalle und Turnplatz sind die Heimat aller Aktiven, die unverzichtbare
Begegnungsstätte für Sport, Spiel und Feste und somit
das Fundament jeglichen Vereinslebens.
Schon
bei der Vereinsgründung im Jahre 1884 begann das Ringen um
eine feste Turnstätte. Nach vielen erfolglosen Bemühungen
und stetigen Klagen des Vereins über mangelnde Übungsmöglichkeiten
war der Vereinsführung unter Vorstand und Ehrenpräsident
Friedrich Ludin klar geworden, daß sich die Zukunft des Vereins
einzig und allein auf dem am 27. März 1912 erworbenen vereinseigenen
Platz dem heutigen Grundstück an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße
aufbauen läßt. Doch der 1. Weltkrieg und die Inflation
mit ihren verheerenden Folgen verhinderten und verzögerten
die Pläne zum Bau einer eigenen Turnhalle. Nach dem Abklingen
der Kriegsfolgen machte man sich aber mit ungeheurer Energie und
großem Idealismus ans Werk. Die Verbundenheit der Weiler Bürger
mit dem Turnverein wuchs, alle halfen mit. In der Zeit vom 26. 28.
August 1922 wurde die neue schmucke Turnhalle unter Beteiligung
von 35 Gauvereinen festlich eingeweiht.
Mühe und Arbeit wurden reichlich belohnt durch das stolze Bewußtsein,
eine Turnstätte aus eigener Kraft erschaffen zu haben.
Inzwischen waren Jahrzehnte schicksalsschwerer Geschichte über
den Verein und die Turnhalle hinweggegangen. Der 2. Weltkrieg erschütterte
die Welt und hinterließ, besonders in Europa, eine wüste
Stätte des Grauens und endlosen Leidens. Auch viele junge Turnbrüder
mussten ihr Leben lassen in diesem sinnlosen, von den Nationalsozialisten
vom Zaun gebrochenen Krieg. Wir gedenken alljährlich aller
im 1. und 2. Weltkrieg Gefallenen oder durch Gewalt und Verfolgung
ums Leben gekommenen oder mißhandelten Menschen vor dem am
5. September 1920 auf dem Turnplatz errichteten Gedenkstein.
Nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands im April 1945
folgte die schwere Besatzungszeit. Der Turnverein galt nach den
Bestimmungen des Kontrollratsgesetzes als aufgelöst. Das Vereinsvermögen
verfiel der Vermögenssperre.
Nach und nach lockerte sich der harte Griff der Besatzung, die Kriegsschäden
wurden beseitigt, auch in unserer Stadt herrschte ein unbändiger
Aufbauwille. Die Zahl der Einwohner steigt und steigt:
1945 8.600 Einwohner
1959 10.500 "
1965 14.500 "
Nun
wurden langsam auch die harten Besatzungsbestimmungen über
das Vereinsleben gelockert. Das durch Kriegs und Nachkriegszeit
erloschene Vereinsleben regte sich wieder und viele Menschen suchten
neue Betätigung, Freude und Glück über das private
Leben hinaus in einer kulturellen, sportlichen oder sonstigen Gemeinschaft.
Die örtliche sportliche Vereinstätigkeit wurde zunächst
unter der Dachorganisation "Sportvereinigung Weil am Rhein"
zusammengefasst, da zunächst nur sog. "All-Sportvereine"
von der Besatzungsmacht geduldet wurden. Die Turnerinnen und Turner
organisierten sich in der Unterabteilung "Gymnastik".
Die Gründungsversammlung der Sportvereinigung fand am 29. Juni
1946 im "Hotel Central" statt. Die Abteilung "Gymnastik"
innerhalb der Sportvereinigung wurde am 8. Februar 1947 gegründet
und Gottlieb Weber als Leiter gewählt. Das eigentliche Turnen
war wegen der "strammen turnerischen Haltung" jedoch immer
noch verboten. Erst 1948 wurde auch das Geräteturnen wieder
erlaubt. Nach kurzer Vorbereitungszeit erfolgte in der denkwürdigen
Versammlung am 28. Januar 1950 im Saal des Gasthauses zum Schwanen
die Wiedergründung des Turnvereins. Fast 100 Mitglieder erschienen,
genehmigten die neuen Vereinssatzungen und wählten den ersten
Nachkriegsvorstand:
1.
Vorsitzender: Alfred Henn
2. Vorsitzender: Fritz Joos
Schriftführer: Hans Lindow, Walter Ehrmann
Kassierer: Max Häfelinger
Hilfskassierer: Adolf Boeglin
1. Turnwart: Otto Weber
2. Turnwart: Albert Paolini, Adolf Neubauer
1. Turnwartin: Aline Würfele
2. Turnwartin: Gertrud Motsch(verh.: Frey)
Frauenturnwartin: Emma Paolini
Beisitzer: Ernst Müller, Gottlieb Weber,
Hermann Ludin, Karl Duttlinger,
Walter Bertsch
Kassenprüfer: Adolf Boeglin
Tischtennis: Alfred Hess
Leichtathletik: August Mehlin, Ernst Mundle
Schüler- und Schülerinnen-Turnwarte: Anneliese Bürgin,
Ernst Müller jun., Lily Bernauer
Spielwart: Friedrich Locher
Gerätewarte: Rolf Mehlin, Heinz Locher
Pressewart: Ernst Kaufmann
Spielmannszug: Hans Raupp
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Ein neuer Abschnitt im ereignisreichen Leben unseres Turnvereins
hatte begonnen.
Auf dem Rathaus bereitete ich nunmehr die erforderlichen umfangreichen
Unterlagen vor, um den Turnverein wieder in den Besitz des beschlagnahmten
Vereinsvermögens zu bringen. Schon am 5. Februar 1951 konnte
Bürgermeister Peter Hartmann aufgrund eines Erlasses des Badischen
Ministeriums der Finanzen die Urkunde unterzeichnen, wonach "Turnplatz
mit Gebäulichkeiten, Lgb. Nr. 14/1 im Ortsetter, samt Inventar
vom 26. März 1946 aufgelösten auf den jetzigen Turnverein
Weil 1884 e.V. Weil am Rhein übertragen werden".
Nun stand der Turnverein, auch vereinsrechtlich und eigentumsmäßig
abgesichert, wieder auf einem festen Funda-ment, nachdem inzwischen
auch die Eintragung der Vereinssatzungen im Vereinsregister des
Amtsgerichts Lörrach erfolgt war.
Voll Sorge erkannte man bald, daß die alte, liebgewonnene
Turnhalle dem neuen Vereinsbetrieb nicht mehr gewachsen war. Lange
wagte man nicht, an sie, die dem Verein so lange und so treu gedient
hatte, Hand anzulegen. Und doch forderten die Entwicklung und die
Vorsorge für die Zukunft neue, weitgreifende Beschlüsse.
Es erhob sich die sorgenvolle Frage: Hat der Verein schon jetzt
die organisatorische Kraft und die finanzielle Leistungsfähigkeit
zu einem Neubauprojekt "Turnhalle"? Lassen wir zunächst
einmal jemand anders über den Turnverein urteilen. Im Jahre
1953 hat der Reblandverlag in Ötlingen eine Schrift über
das "Markgräfler Vereinsleben" herausgegeben. Darin
ist unser Turnverein so beschrieben:
"Einer der ältesten, zugleich aber auch verdienstvollsten
Turnvereine im Markgräfler Turngau ist der Turnverein Weil
1884 e.V. Der traditionelle turnerische Geist ist auch nach Beendigung
des zweiten Weltkrieges, dessen Opfern ein bleibendes Andenken bewahrt
wird, hier wieder eingekehrt. Die vereinseigene Turnhalle dient
heute wieder der be-achtlichen Zahl von 420 Mitgliedern, von denen
78 als Ehrenmitglieder geführt werden, die sich durch besondere
Leistung und Treue ausgezeichnet haben. Die große Zahl der
mit dem Korpsband für regsten Turnstundenbesuch aus-gezeichneten
Mitglieder beweist, wie aktiv gerade im Turnverein Weil eine gesunde
Körperkultur gepflegt wird."
In dieser Notlage, in der sich unser Verein wegen der zu kleinen
Turnhalle befand, besann sich der Vorstand auf die Vereinsgeschichte
und blickte zurück auf das Jahr 1922, wo sich die Väter
unseres Vereins unter nicht viel weniger schwierigen Umständen
mit ungeheurer Energie und großem Idealismus an den Bau einer
Turnhalle heranwagten. Diesem Mut und dieser Tatkraft galt es nachzueifern.
Alle "wenn und aber" wurden beiseite geschoben und schon
bald trat die Vereinsführung unter Vorstand Fritz Joos nach
sorgfältiger, reiflicher und gewissenhafter Prüfung und
im vollem Bewußtsein der kommenden, schweren Verantwortung
vor die Mitgliedschaft des Vereins mit dem Projekt zur Erstellung
einer neuen Turnhalle Am 14. Januar 1954 unterrichtete der Vorstand
die Stadtverwaltung erstmals vom Vorhaben und fand sowohl bei Bürgermeister
Peter Hartmann, als auch beim ganzen Gemeinderat breite Zustimmung
und weitmöglichste Unterstützung. Inzwischen konnte Architekt
Hans Wöhrle für die definitive Planfertigung, Baueingabe
und Bauleitung gewonnen werden. Seine ehrenamtliche Mitarbeit enthob
die Vereinsführung einer ganz großen finanziellen Sorge
und erfüllt uns heute noch mit tiefer Dankbarkeit. Nach fieberhaften
Vorbereitungen, zahllosen Vorstands- , Kommissions- und Sonderbesprechungen
mit der Stadt trat die Vereinsführung in einer außerordentlichen
Generalversammlung am 24. April 1954 vor die Mitgliedschaft mit
dem Projekt: "Erstellung einer neuen Turnhalle".
Nach ausführlichen Erläuterungen der Gesamtplanung durch
Vorstand und Architekt riefen auch Bürgermeister Peter Hartmann
und Gauvertreter Adolf Raviol die Vereinsmitglieder zu einer mutigen
und verantwortungsbewußten Entscheidung auf und sicherten
dem großen Vorhaben ihre volle Unterstützung zu. Nach
einer ausgiebigen Diskussion faßt die Versammlung einmütig
und in ergreifender Geschlossenheit folgende Entschließung:
"Die
außerordentliche Generalversammlung genehmigt den Turnhallenerweiterungsbau.
Sie geht mit den technischen und finanziellen Vorarbeiten des Gesamtvorstandes
einig und berechtigt denselben, sobald die Finanzierung des Rohbaues
unter Berücksichtigung der Eigenarbeit sichergestellt ist,
die Ausführung der vorliegenden Pläne. Sie gelobt aber
auch der Vorstandschaft zur Verwirklichung des Projektes uneigennützige
und tatkräftige Mithilfe und bittet auch die Stadtverwaltung
und die Einwohnerschaft der Stadt Weil am Rhein um weitmöglichste
Unterstützung".
Stehend
Hand in Hand, sangen alle Versammelten zur Bekräftigung dieser
denkwürdigen Entscheidung das Turnerlied "Turner auf zum
Streite".
Nach Genehmigung des Baugesuchs wurde am 14. Juni 1954 zum
zweiten Mal in der Vereinsgeschichte eine turnerische Gemeinschaftsarbeit
der Turnhallenbau begonnen. Wiederum wie beim Bau der ersten
Turnhalle griffen jung und alt mit großem Arbeitseifer zu,
richteten das Baumaterial, rührten den Pflaster (Mörtel)
an und halfen mit, wo auch immer nötig. Der Gemeinderat genehmigte
die Abstellung von städtischen Arbeitern einschließlich
Vorarbeitern zur Mithilfe bei der Erstellung des Rohbaues und die
Übernahme der Arbeitslöhne auf die Stadtkasse. Eine Spendenaktion
wurde eingeleitet, die Frauenabteilung veranstaltete einen großen
Basar, der einen beachtlichen Reingewinn einbrachte. Firmen und
Privatspenden, Sachspenden und Verkauf von Bausteinen erbrachten
einen erheblichen Finanzierungsbeitrag. Unser verstorbener Ehrenpräsident
Ernst Brand regelte alle auftretenden Finanzierungsfragen.
Schon am 14. August 1954 war es dann soweit, der feierliche
Akt der Grundsteinlegung konnte vollzogen werden. Bei Fortsetzung
der Bauarbeiten stellte sich jedoch heraus, daß die ursprüngliche
Absicht, eine technisch einwandfreie Verbindung zwischen dem neuen
Anbau und der alten Halle herzustellen, nicht möglich war.
Die treue, alte Halle mußte schweren Herzens bis auf das Bodenfundament
abgerissen werden. Man beschloß in Übereinstimmung mit
der Mitgliedschaft, den ersten und zweiten Bauabschnitt in einem
Zuge durchzuführen. Um einen Begriff über die Baudimensionen
zu bekommen, ist ein Flächenvergleich am. Platze:
Alte Halle: 280 qm Grundfläche
Neue Halle: 760 qm Grundfläche
Der
Kostenvoranschlag des Architekten Wöhrle vom Februar 1955 schloß
unter Berücksichtigung der gleichzeitigen Ausführung der
Bauabschnitte 1 und 2 einschließlich Wohnung für den
Hallenwart mit einer Summe von DM 138.236,60 ab. Das wäre in
der heutigen Zeit eine bescheidene Bausumme für einen "Hüslibauer",
vor 40 Jahren war dies jedoch für unseren "kleinen"
Turnverein ein fast unvorstellbarer Finanzaufwand. Nur durch treue,
ehrenamtliche Mithilfe von Vereinsmitgliedern, örtlichen Firmen
und Handwerkern, Arbeitskräften der Stadt, Geld und Sachspenden
sowie beachtlichen Toto-Zuschüssen konnten die Baukosten reduziert
und ohne den Verein in Existenznöte zu bringen, aufgebracht
werden. Heißer Dank gebührt heute noch einmal all denen,
die mitgeholfen haben, das Vereinsschiff über diese schwierige
Klippe zu lenken. Viele von ihnen weilen nicht mehr unter uns, sie
sind ehrenvoll in unsere Vereinsgeschichte eingegangen.
Am 25./26. September 1954, nach unwahrscheinlich kurzer Bauzeit
für ein derartiges Projekt, feierte der Turnverein das Richtfest,
verbunden mit dem traditionellen Schluß und Werbeturnen unter
Mitwirkung des Gesangvereins 1836 e.V. und der Stadtmusik. Der Wirt
des Vereinslokals, Haus Ritter, gab für die geladenen Gäste
unentgeltlich ein schmackhaftes Richtessen.
Die Arbeiten wurden zügig vorangetrieben. Man wollte unter
allen Umständen die Sylvesterfeier in der neuen Halle veranstalten.
Wenn man zu jener Zeit, drei Wochen vor Jahresende, in die Baustelle
blickte, erschien es kaum möglich, die umfangreichen Bauarbeiten
bis zu diesem Zeitpunkt noch zu schaffen. Mit einer einmaligen Kraftanstrengung
gelang es aber doch, das Unglaubliche wurde zur Gewißheit,
die traditionelle Feier fand an Sylvester in der ihrer Vollendung
entgegengehenden Halle statt. Während die hektischen Ausbauarbeiten
weiterliefen, begannen schon die organisatorischen Vorbereitungen
für die Turnhallenweihe. Viele mithelfende Vereinsmitglieder
sahen in dieser Zeit ihre Familien kaum, vom Arbeitsplatz ging es
zur Baustelle "Turnhalle" und umgekehrt.
Dann aber begann ein weiterer historischer Abschnitt im Leben unseres
Vereins: In der Zeit vom 30. Juli bis 8. August 1955 fand die
Turnhallen-Einweihung der zweiten neuen Turnhalle des Turnvereins
Weil 1884 e.V. statt.
Die Schirmherrschaft hatte Bürgermeister Peter Hartmann
übernommen. Die Weiherede hielt der Dichter und Schriftsteller
Dr. Hermann Burte. Er taufte das gelungene, mit viel Schweiß
und Opfern erbaute Werk auf den Namen "Jahnhalle".
Anläßlich der Feierlichkeiten wurden Hermann Ludin, Fritz
Joos, Hans Wöhrle, Bürgermeister Peter Hartmann, Ernst
Müller, August Mehlin, Albert Paolini und Max Häfelinger
mit dem Ehrenbrief des Badischen Turnerbundes ausge-zeichnet. Zahlreiche
weitere Mitglieder erhielten die Ehrennadel des Badischen Turnerbundes
oder des Markgräfler Turngaues. Unter dem Leitwort "Großes
Werk gedeiht, nur durch Einigkeit" wurde das gesteckte Ziel,
die neue Jahnhalle erreicht.
Im Jahr 1956 wurden die letzten Verputzarbeiten beendet und der
Beschluß gefasst, die Turnhalle mit einer modernen Heizungs
und Belüftungsanlage zu versehen.
Im ereignisreichen Jahr 1959 feierte der Turnverein am 25./26. Juli
das Fest seines 75 jährigen Bestehens mit einem Festabend in
der Jahnhalle unter der Beteiligung der Patenvereine Gesangverein
Weil 1836 e.V. und der Stadtmusik. Zahlreiche sportliche Rahmenveranstaltungen
rundeten die gelungene Feier gebührend ab. Ernst Müller
überreichte dem Verein die auf Kosten der Ehrenmitglieder restaurierte
Vereinsfahne aus dem Jahre 1906, der die Frauenabteilung noch eine
kostbare Erinnerungsschleife beigeheftet hatte.
In den Monaten Oktober bis Dezember 1964 wurde die Jahnhalle grundlegend
renoviert. Unter anderem wurden der Hallen und Bühnenboden
mit einem Parkett Schwingboden versehen. Gesamtkosten über
100.000. DM.
Noch rechtzeitig zur Jahresfeier 1983 konnte die mit einem Kostenaufwand
von DM 130.000. DM renovierte Hallenbühne fertiggestellt werden.
Die neue Licht und Tonanlage, zusammen mit den neuen Vorhängen,
ließ die Bühne in einem neuen Glanz erstrahlen.
Und schon wieder kündigte sich ein weiter historischer Akt
in unserer Vereinsgeschichte an: Mit Festveranstaltungen vom 20.
bis 22. Juli 1984 feierte der Turnverein sein 100 jähriges
Bestehen 1884 1984.
Die in der hervorragend gestalteten Festschrift abgedruckten Grußworte
von Oberbürgermeister Dr. Peter Willmann, des Badischen Turnerbundes
von Hermann Meinzer, des Markgräfler/Hochrhein Turngaues von
Karl Friedrich Müller, des Turn- und Sportrings Weil am Rhein
von Johannes Foege und des ersten Vorstandes des Jubelvereines Walter
Mehlin, lassen erkennen, welcher Bedeutung und Wertschätzung
sich der in echter turnerischer Tradition verankerte Turnverein
Weil 1884 e. V. erfreuen darf.
Und wie wird es nun weitergehen mit der "Jahnhalle"? Sie
wird wohl neben ihrem eigentlichen Zweck als Turn und Sporthalle
noch längere Zeit auch als "Stadthalle" dienen müssen,
nachdem ein solches Großprojekt in naher Zukunft nicht am
kulturellen Horizont unserer Stadt zu sichten ist.
Damit die "Jahnhalle" in ihrer derzeitigen Doppelfunktion
den steigenden kulturellen Ansprüchen gerecht werden kann,
wurden in Verhandlungen zwischen Turnverein und Stadtverwaltung
weitere Sanierungs und Ausbaupläne ausgearbeitet, um unter
anderem die sanitären Einrichtungen und die Wirtschaftsküche
grundlegend zu verbessern. Aufgrund der gegenwärtigen allgemeinen
Rezession musste die Verwirklichung dieser Pläne jedoch vorerst
leider zurückgestellt werden. Die Vereinsführung bemüht
sich jedoch z. Z. mit den anderen Vereinen, welche Veranstaltungen
in der Jahnhalle durchführen wollen, ein Arrangement zu finden,
um Kosten und Veranstaltungsniveau in einen angemessenen Rahmen
zu bringen.
Schon eingangs wurde vermerkt: "Turnhalle und Turnplatz sind
die Heimat aller Aktivitäten, die unverzichtbare Begegnungsstätte
für Sport, Spiel und Feste und damit das Fundament jeglichen
Vereinlebens". Deshalb wurde in diesem Rückblick der "Turnhallenbau"
den Mitgliedern noch einmal ausführlich vor Augen geführt,
um darzulegen, wieviel Mut, Kampf und Beharrungsvermögen erforderlich
sind, bis man sich in der vereinseigenen Halle duschen, umziehen
und seinem Lieblingssport widmen kann.
Seit dem 100 jährigen Jubiläum sind schon wieder 10 Jahre
vergangen, aber immer noch wirkt unser Jubilar jung, kraftvoll und
blickt voll Hoffnung in die Zukunft, getragen von einer nachrückenden
Turnerjugend, die auf dem von unseren Vereinsveteranen aufgebauten
Fundament begeistert weiter vorangehen. 110 Jahre und kein bisschen
müde!!
Das kann man wohl mit Recht behaupten, wenn man die zahlreichen
Aktivitäten verfolgt, die immer wieder in spannender Folge
im TV-(Vereins)Kurier erscheinen und ein lebhaftes Bild aufzeigen
von der lebendigen Vielfalt unseres Vereins. Da kann es uns nicht
verwundern, wenn unser Verein so viele Männer und Frauen im
Gesamtvorstand benötigt (eine ganze Druckseite im TV-Kurier),
um diese Riesenarbeit am Vereinskörper zu leisten und dies
viele Jahre hindurch. Unser Verein ist diesen Männern und Frauen
zu großem und bleibendem Dank verpflichtet. Ebenso zu danken
ist Peter Stell und Frank Bewernick für die pünktliche
Herausgabe des TV-Kuriers, ein harter Job, aber eine unschätzbare
Leistung für die Vereinschronik und eine ständige Informationsquelle
für alle Mitglieder.
Meine Frau Else, geborene Wagner, und Ich durften unseren Traditionsverein
ein langes Wegstück begleiten. Wir gehören beide seit
über 60 Jahren dem Turnverein an. Schon in jungen Jahren haben
wir in der alten Halle eifrig geturnt, auch im Winter, wenn der
gewaltige eiserne Ofen geglüht und die muntere Schar der Turnerinnen
und Turner mindestens symbolisch erwärmt hat. Verantwortungsbewusste
und turnbegeisterte Vereinsvorstände haben unseren Verein in
dieser Zeit geführt:
Ernst
Brand
Titus Frank
Otto Weber
Gottlieb Weber
Alfred Henn
Fritz Joos
Kurt Weiss
Walter Mehlin
und in jüngster Zeit: Ulrich Obrist
Mit
Begeisterung haben wir an zahllosen turnerischen und festlichen
Anlässen teilgenommen und viele historische Höhepunkt
am Vereinsleben miterlebt:
50
jähriges Vereinsjubiläum 1934
75 jähriges Vereinsjubiläum 1959
100 jähriges Vereinsjubiläum 1984
Einweihung neue Turnhalle 1955
Der
Turnverein, ursprünglich geprägt durch Geräte und
Wettkampfturnen, hat sich im Verlauf der Jahrzehnte zu einem Allsportverein
weiterentwickelt, der allen sportlich Interessierten Freude und
Gesundheit vermitteln kann.
All den Generationen von Menschen, die mit Idealismus und Opferbereitschaft
gewirkt und den Turnverein Weil 1884 e.V. zu einem traditionsreichen
Träger sportlichen und kulturellen Lebens in Stadt und Umgebung
entwickelt haben, sei am 110 jährigen Jubiläum seines
Bestehens herzlich gedankt und ehrend gedacht.
Walter
Bertsch, Ehrenmitglied des TV Weil 1884 e.V.
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