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Turnverein Weil 1884 e.V.

Der Turnverein (Abriß der Vereinsgeschichte aus der Festschrift von 1955)

"Frisch, fromm, fröhlich, frei, schlägt unser Herz der Turnerei!"

Der Turnverein 1884 e.V., der älteste und traditionsreichste Sportverein unserer Stadt, ist durch sein vorbildliches turnerisches Wirken über die Grenzen des Markgräflerlandes hinaus bekannt und geachtet. Wechselvoll, wie die Geschichte seiner Heimatgemeinde, ist sein Leben. Der echte und wahrhafte Turner und Turnfreund begreift, dass die Vereinschronik nur unvollkommen in Worten geschildert werden kann. Die tiefere Arbeit, das Wirken für die Jugend, all das, was in einzelnen Turnstunden und Zusammenkünften geleistet wurde, kann nur der ermessen, der es selbst erlebt hat.

Im Jahre 1884 fanden sich im Geiste Friedrich Ludwig Jahns auch bei uns Männer, um sein Wollen in die Tat umzusetzen. 14 beherzte Männer versammelten sich damals auf dem Turnp!atz hinter der Kirche zu einer Turnstunde. Das Vereinslokal war wie heute noch das Gasthaus "zum Schwanen", wo auch die erste turnerische Aufführung stattfand. Die anfängliche Skepsis der Bürgerschaft und die mangelnde Unterstützung durch die Gemeinde trugen leider dazu bei, dass der anfängliche Schwung wieder erlahmte und der Turnbetrieb, allerdings nur für kurze Zeit, abflaute.

Aber schon im Jahre 1897 regte sich wieder der Turnergeist. Der Verein schloss sich enger zusammen. Bereits anno 1903 fand das erste Schlussturnen statt, die erste Silvesterfeier im Jahre 1905. Diese beiden Traditionsveranstaltungen bilden auch heute noch die Grundlage und das äußere Zeugnis für das Wirken des Vereins.

Frauen und Mädchen aus Weil stifteten im Jahre 1906 die Vereinsfahne. Die Fahnenweihe am 17. Juni 1906 war ein bedeutsames Erlebnis in der Vereinsgeschichte. Festplatz war der Adlergarten zwischen der Hinterdorfstrasse und der jetzigen Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße. Die Fahne wurde in der Kirche in Alt Weil geweiht. Als Pate (Göttiverein) stellte sich der Turnerbund Lörrach zur Verfügung. Das Vereinssymbol, die Fahne, wird von Turnergeneration zu Turnergeneration als Wahrzeichen turnerischer Gemeinschaft und Ehre weitergereicht und treu gehütet. Sie ist im Vereinslokal aufbewahrt. Um sie schart sich der Verein zu allen Zeiten, sei es bei Turnfesten, Gedenkstunden oder an der letzten Ruhestätte eines liebwerten Turnbruders.

Die Jahre 1910 1913 sahen den Turnverein in höchster Blüte. Die Turner Sütterlin, Mehlin, Mayer, Hofer, Weiss, Ludin und Brand hefteten an die Vereinsfahne hohe turnerische Ehren. Bescheiden aber traten sie nach ihren Erfolgen in das Glied der Turnerriege zurück. An zahlreichen Turnfesten errang sich der Verein in jener Zeit im Einzel und Vereinswetturnen turnerischen Ruhm, wovon heute noch mancher ergraute Turner begeistert zu berichten weiß.

Damals erfolgte auch die Eintragung des Vereins in das Vereinsregister und der Erwerb des Turnplatzes. Damit war eine solide Grundlage für das turnerische Leben und die Vereinsorganisation geschaffen.

Der erste Weltkrieg forderte auch in den Reihen des Turnvereins große Opfer. 29 Turner aus Weil kehrten nicht mehr zurück. Im Januar 1919 fanden sich die alten Turnkameraden wieder im Vereinslokal zusammen. Es war die erste Generalversammlung nach dem Weltkrieg. Zum treuen Andenken an die Gefallenen wurde beschlossen, die Turnsache wieder neu aufleben zu lassen. Am 5. September 1920 wurde auf dem Turnplatz ein Gedenkstein für die Gefallenen errichtet und geweiht. Er ist auch den Gefallenen des zweiten Weltkrieges gewidmet.

Die revolutionäre Bewegung, die nach dem ersten Weltkrieg durchs ganze Land ging, machte auch beim Turnverein nicht halt. Nach dem Eintritt des Turnvereins in den Markgräfler Turngau am 21. April 1921 ging es aber wieder kräftig vorwärts. Die damaligen, in der Generalversammlung genehmigten Vereinsstatuten, verpflichteten die Vereinsmitglieder

1. zu tüchtigem, ehrenhaften Lebenswandel,

2. zur Förderung des Turnwesens,

3. zur regen Teilnahme an den allgemeinen Angelegenheiten des Vereins,

4. zu gegenseitigem freundschaftlichem Entgegenkommen und zur Verhütung aller Anlasse zu Streit und Uneinigkeit.

Im Jahre 1921 wurde eine Turnerinnenabteilung gegründet. Die folgende Zeit, in die auch der erste Turnhallenbau fiel, forderte große Opfer von der Vereinsführung und den Vereinsmitgliedern. Der Verein beteiligte sich mit starken Riegen an vielen Turnfesten. Auch die Gemeinde versagte nun dem Verein die Unterstützung nicht, Sie stellte die Schulturngeräte zur Verfügung und leistete auch eine Beihilfe zum Besuch von Turn und Sportkursen durch Vereinsmitglieder. Das damalige Badische Ministerium des Kultus und Unterrichts teilte dem Gemeinderat empfehlend mit: "dass die geregelte Pflege der Leibesübungen von einer sachgemäßen Ausbildung geeigneter Turn und Sportwarte abhängt, die im Interesse der Jugenderziehung und der Volksgesundheit dringend notwendig sind".

Leider war die staatliche Förderung des Turnens nicht immer so ausgeprägt, wie zu jener Zeit.

Auch eine Fechtabteilung und eine Handballabteilung belebten einige Zeit das Vereinsgeschehen. Gerade die Jahre 1920 1930 erbrachten dem Verein beachtliche Fortschritte und einen Stamm junger, erfolgreicher Turnerinnen, Turner und Leichtathleten. Der Spielmannszug, ein gutes Stück Vereinsgeschichte, bildete ein wertvolles Bindeglied zur Stadtmusik, wie überhaupt zwischen den Alt Weiler Vereinen von jeher ein Verhältnis kameradschaftlicher und vertrauensvoller Zusammenarbeit bestand. Dieses lobenswerte Einvernehmen dehnte sich auch auf die übrigen Vereine in unserer Stadt aus, die sich infolge der Entwicklung in den Stadtteilen Leopoldshöhe, Friedlingen und Otterbach gebildet haben.

Die Jahre 1933 1945 brachten wiederum schwere Zeiten im Vereinsleben. Die Ausrichtung des Turnbetriebs nach dem "Führerprinzip" mit allen daraus entstandenen Folgen und die Übergriffe der Partei auf das Sportleben schafften einen Geist der Unfreiheit. Gerade darauf kann sich aber kein Turnertum im Geiste Jahns entwickeln. Dieser Zeitab-schnitt bildet daher wiederum keinen Anlass zu besonderer Betonung. Am Ende dieser Epoche stand nur wieder die tiefe Betrübnis über die Folgen des unseligen zweiten Weltkrieges und das Gedenken an den Tod vieler junger und blühender Turnkameraden.

Dann kam die Besatzungszeit. Die bedingungslose Kapitulation erstreckte sich bis auf den letzten Sportverein. Der Turnverein galt gemäss Artikel 1 des Kontrollratsgesetzes Nr. 2 als aufgelöst. Das Vereinsvermögen verfiel der Ver-mögenssperre. Aber schon nach kurzer Zeit ähnlich wie nach dem 1. Weltkrieg regte sich wieder der Turngeist. Das örtliche Vereinsleben wurde zunächst unter der Dachorganisation "Sportvereinigung Weil am Rhein" zusammengefasst, da nach anfänglichem völligen Sportverbot nur sogenannte "All Sportvereine" von der Besatzungsmacht genehmigt und geduldet wurden. Die Turnerinnen und Turner fanden sich in der Unterabteilung "Gymnastik" der "Sportvereinigung" zusammen.

Nach dem eine Lockerung im Besatzungsrecht die turnerische Betätigung wieder gestattete, erfolgte sofort die Neu- bzw. Wiedergründung des Turnvereins in der denkwürdigen Versammlung im Gasthaus "zum Schwanen" am 28. Januar 1950. Dieser Zusammenkunft waren zahlreiche vorbereitende Arbeitsbesprechungen vorausgegangen. Von ei-nem schweren Alpdruck befreit, entfaltete sich in neuer Freiheit das Vereinsleben. Auch die traditionellen Silvesteraufführungen und das Schlussturnen lebten wieder auf. Die aktiven Abteilungen wurden in sich und im Verein gefestigt. Neue erfolgreiche Sparten wie Tischtennis, Skiabteilung u. a. wurden in dieser Zeit gebildet.

Eine neue starke Belebung trat ein, als durch die Bekanntmachung des Badischen Finanzministeriums vom 8. Januar 1951 das Vereinsvermögen - Turnplatz, Turnhalle und Inventar wieder frei, und dem neugebildeten Verein zurückge-geben wurden.

Die Stadtverwaltung gab dem Wunsch der Vereinsführung, die Feldgartenstrasse, an welcher der Turnplatz liegt, in "Friedrich-Ludwig-Jahn-Strasse" umzubenennen, gerne statt. In einer Feier am 14. Dezember 1952 fand die Neubeschilderung der Strasse im Rahmen einer Gedenkstunde zum 100. Todestag des Turnvaters Jahn statt.

An den Landesturnfesten und am Deutschen Turnfest in Hamburg vom 2. 9. August 1953 beteiligte sich der Verein im Einzel- und Riegenwettkampf. Durch den Bau der vorbildlichen Freibadanlage im Sportstadion wurde auch Gelegen-heit zur Ausübung des Schwimmsports geboten. Die aktiven Schwimmerinnen und Schwimmer schlossen sich innerhalb des Turnvereins und des Eisenbahner Turn und Sportvereins in echter Sportkameradschaft zu einer Schwimmsportgemeinschaft zusammen. Die SSG Weil kann schon heute auf eine Anzahl sehr großer Erfolge zurückblicken. Sie ist eine der aktivsten und bekanntesten Schwimmabteilungen der Städte ohne Hallenbad in Südbaden.

Der weitere Ausbau des Sportstadions mit einer guten Aschenbahn und sonstigen leichtathletischen Anlagen eröffnete neue Übungsmöglichkeiten, von weichen lebhaft Gebrauch gemacht wird.

Gemeinsame Wanderungen, regelmäßige Monatsversammlungen und ein reger Übungsbetrieb zur Stärkung von Körper und Geist fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Liebe zum Verein. Ein großer Mitgliederkreis stellt das wertvolle Fundament des Vereinslebens dar.

Diese kraftvolle Grundlage war es auch, die uns den entscheidenden Schritt wagen ließ, eine neue Turnhalle zu bauen. Dieser unbestreitbare Höhepunkt turnerischer Gemeinschaftsleistung soll in seinem Werdegang im nächsten Abschnitt geschildert werden.

Mitten in die Freude am bald vollendeten Werk aber erreichte uns an einem Maientag dieses Jahres die unfassbare Nachricht vom plötzlichen Ableben unseres verehrten Ehrenpräsidenten und vorbildlichen Turnbruders Ernst Brand. Über 50 Jahre diente er dem Verein in opferbereiter, aufrichtiger und ehrlicher Treue. Der unerbittliche Tod entriss diesen bescheidenen und liebwerten Turnkameraden nicht nur seiner Familie und unserem Verein, sondern er nahm ihm, unserem Vereinschronisten, mitten in der Arbeit für die Vereinschronik auch die Feder aus der Hand. Das Vermächtnis, das er uns hinterließ, legt uns die Verpflichtung auf, die Arbeit in seinem Geiste fortzusetzen.

Die Schilderung des Turnhallenneubaues kann, so tieftraurig es auch ist, nicht besser eröffnet werden, als mit dem Gedenken an ihn Ernst Brand , der seine ganze Kraft trotz vorgeschrittenem Alter und körperlicher Behinderung für dieses Werk eingesetzt hat.