Turnverein Weil 1884 e.V. - 125 Jahre Festakt
aus Anlass des 125jährigen Jubiläums des TV Weil Sehrt
geehrter Herr Vorsitzender Obrist, Wie gratuliert man
im Jahr 2009 einem Verein zu seinem 125jährigen Jubiläum, wenn
der Verein im Jahr 1922 sein 25jähriges Bestehen begangen hat? Ist
das nur eine misslungene Rechenübung oder muss man sich darüber
den Kopf zerbrechen? Und so will ich es
- auch um weiteren Forschungen hinsichtlich der tatsächlichen Ursprünge
des TV Weil Platz zu lassen - mit dieser Eingangsbetrachtung bewenden
lassen und zum wesentlichen Kern kommen: Wir alle haben im
Jahr 1884 nicht gelebt. Unsere Vorstellungen von jenen Jahren stammen
aus Geschichtsbüchern oder aus Erzählungen von Großeltern.
Deshalb ist es vielleicht schwierig sich jene Lebensumstände vorzustellen,
die in Weil (das "am Rhein" kam erst mit der Stadterhebung 1929
in den Stadtnamen), im Deutschen Reich und in unserer Grenzregion damals
bestanden. Ich finde es angesichts der Härte der Lebensumstände - die 35 Stundenwoche war am Mittwoch schon erreicht! - noch heute höchst bemerkenswert, wie Menschen sich unter diesen Bedingungen Zeit nahmen, um sich in ihre Freizeit körperlich zu betätigen, Sport zu treiben und sich mit Geräteturnen zu befassen. Es zeigt mir aber auch, dass Menschen per se Freude an der Bewegung und an der Gemeinschaft haben. Darin unterschieden sich also unsere Vorväter nicht von unserer heutigen Situation. Die Frauen kamen erst später zum Turnverein. Und sie haben in der Folge, gerade in den vergangenen Jahrzehnten, viel für die Entwicklung des TV geleistet. Das gibt mir Gelegenheit zu einem besonderen Gruß heute Abend an die vielen Frauen, die im Turnverein Weil, aber auch in vielen anderen Sportvereinen zum Teil seit Jahrzehnten ganz selbstverständlich Verantwortung übernommen haben. Ohne sie, meine Damen, wäre unsere Vereinslandschaft beträchtlich ärmer und eintöniger und schon gar nicht so bunt: Hallo Powerteam! Der innere Antrieb war es auch, der den Turnverein Generation für Generation die Turbulenzen der Zeit überstehen ließ. Wiederbegründungen und Neuausrichtungen waren notwendig, zuletzt nach dem Zweiten Weltkrieg. Neue sportliche Abteilungen entstanden, andere Sparten wurden aufgegeben. So ging der TV mit der Zeit, entdeckte neue Gruppen, bietet heute ein breites Spektrum an Aktivitäten, Betätigung für Senioren, für Kinder, für Behinderte, für Faust- und Basketballer, für Jedermänner und Jederfrauen, für Tänzerinnen und Tänzer usw.. Der Phantasie sind offensichtlich keine Grenzen gesetzt. Und mancher Alt-Weiler des Jahres 1884 würde sich wohl verwundert die Augen reiben, wenn er eine stattliche Zahl von Personen mit teleskopartig ausfahrbaren Stöcken, die er wahrscheinlich für metallene Rebstöcken halten dürfte, über Feld und Flur zwischen Mühlenrain und Nonneholz einher walken sehen würde. Sportliche Trends zu erkennen und seinen Mitgliedern anzubieten, ist dem TV Weil namentlich in den vergangenen Jahren sehr gut gelungen. Dadurch entstanden und entstehen immerfort neue Bindungen der Mitglieder untereinander. Das alles geschah und geschieht, ohne auch traditionelle Sportarten zu vernachlässigen. Faustball beispielsweise ist beim TV Weil eine zugleich traditionelle, gleichwohl - besieht man sich die Sportlerriege - eine junge Sportart. Wie so oft - und das gilt für geradezu alle Vereine - hängen Ausrichtung und Erfolg eines Vereins an einzelnen Personen, an der Chemie der Akteure untereinander und an glücklichen Umständen. Alles dieses ist beim aktuellen TV Weil gegeben. Nur so lassen sich ein beispielhafter Internetauftritt oder die höchst gelungene Chronik zum 125-Jahr-Jubiläum erklären. Ich wünsche dem Verein diese personellen Konstellationen mit immer wieder neu eintretenden Verantwortungsträgern auch in der Zukunft. Ein Wort zur Bedeutung des TV unserer Stadt: Gemeinschaftssinn und Verwurzelung in der städtischen Gesellschaft waren es auch, die dem Verein seine erste Turnscheune und später die Jahnhalle beschert haben. Gerade die Jahnhalle, deren 50jähriges Bestehen wir 2005 gefeiert haben, ist zu einem Nukleus des Vereinslebens geworden. Und darüber hinaus. Dank der Verbundenheit von Personen, die sowohl aktive Kräfte im Vereinsleben des TV Weil waren und sich zugleich in der Gemeindepolitik engagierten, haben wir den guten Umstand, dass auch andere Vereine unserer Stadt, aber auch die politische Gemeinde die Jahnhalle für ihre Veranstaltungen nutzen können. Das nützt dem Turnverein im Sinne einer Vermietung und Auslastung und es nützt den übrigen Vereinen und Organisationen in der Stadt. Die Symbiose zwischen Turnverein und politisch-sozialer Gemeinde ist ein besonderes und ein wohltuendes Markenzeichen in unserer Stadt. Denn gäbe es die Jahnhalle nicht, die Kernstadt wäre der einzige Ortsteil unserer Stadt ohne eigene Halle. Deshalb hat sich die Stadt auch stets als Partner verstanden wie bei der jüngsten und gut gelungenen Renovation der Jahnhalle. Der TV Weil hat aus meiner Sicht durch seine hohen Eigenleistungen und großen Anstrengungen einmal mehr ein Beispiel gesetzt. Der öffentlichen Hand fällt es bei knappen Kassen nämlich viel leichter, Ausgaben in der Abwägung zu anderen ebenfalls angemeldeten Bedürfnissen unterschiedlichster Gruppen zu rechtfertigen, wenn sie durch einen gewichtigen Eigenbeitrag des Vereins unterstützt werden. 125 Jahre TV Weil sind Anlass mit Zufriedenheit und Dankbarkeit zurück zu blicken auf einen sehr lebendigen Teil des Vereinswesens unserer Stadt. Es ist mir ein aufrichtiges Anliegen, den derzeitigen Amtsinhabern, aber auch allen ihren Vorgängerinnen und Vorgängern in der Verantwortung für den TV ein öffentliches Dankeschön für ihr Engagement zugunsten der sportlichen Gemeinschaft und darüber hinaus in unserer Stadt zu sagen. Gemeinschaftsgeist zu pflegen und sich darauf verlassen zu können, sind für mich tragende Säulen eines lebendigen Gemeinwesens. Der Inhalt dieses
Rückblicks erlaubt es, mit Optimismus und Zuversicht die Gegenwart
zu beurteilen und die Zukunft einzuschätzen. Lassen Sie uns alle
dazu beitragen, Menschen für ein solches Unterfangen zu gewinnen.
Im TV Weil kann man beobachten, welche guten Früchte das trägt. |